1. Oktober, 2018
0Max Mutzke: Mit dem Trecker durch den Schwarzwald
Ein Jahr lang arbeiteten Max Mutzke und seine Band im Hamburger Musikstudio „Granny’s House“ an seinem neuen Album „Colors“. Im smalltalk-Interview spricht der Soul-Sänger über die neuen Songs und seine Familie.
In der vergangenen Woche veröffentlichte Max Mutzke sein neues Album „Colors“. Auch auf dem neunten Longplayer weiß der Ausnahmesänger zu überzeugen – diesmal als Interpret epochemachender Hip-Hop-Nummern, die er in wohlige Neo-Soul-Hymnen verwandelt. Auf diese Weise kommt es zu ungewöhnlichen Begegnungen mit Superstars wie Grandmaster Flash & Melle Mel, Mary J. Blige oder Seeed. Gemischt und gemastert wurde der Longplayer übrigens von Grammy-Gewinner und D’Angelo-Produzent Russell Elevado. Im smalltalk-Interview spricht Mutzke über die Arbeit an „Colors“ und seine Wandertouren, die ihn und seine Familie beispielsweise mit dem Trecker durch den Schwarzwald führen.
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Vor mittlerweile 14 Jahren bist du mit „Can’t Wait Until Tonight“ beim ESC aufgetreten. Heute zählst du zu den bekanntesten Soulmusikern Deutschlands. Gerade ist dein siebtes Studioalbum „Colors“ erschienen. Trotzdem, von Routine ist bei dir nichts zu spüren. Was bedeutet dir dieses Album?
Max Mutzke: Für mich ist das viel mehr ein Lebensabschnitt, als nur eine Produktion. Wir haben im September 2017 damit angefangen und ein Jahr später ist es rausgekommen. Zwölf Monate waren wir damit beschäftigt. Und wir haben wochenlang in diesem Studio gelebt. Ich habe die Tage nicht gezählt. Wir haben hier gekocht, geschlafen, aufgeräumt, Wäsche gemacht, Rasen gemäht, Feuer gemacht, Basketball gespielt, Grillpartys veranstaltet. Sogar die Mondfinsternis mit dem Blutmond haben wir hier gesehen. Die Idee zu diesem Album entstand aber noch früher. Die kam nach einem Meeting. Dabei ging es eigentlich um eine ganz andere Produktion – und dann kam plötzlich die Idee: Hip-Hop back to Soul! Sich von Hip-Hop-Musik inspirieren zu lassen und Soul daraus zu machen. Aber da ging es nicht nur um Inspiration, sondern auch um die Kraft, so etwas ein Jahr lang durchzuziehen, mit all den Durststrecken, die es zu bewältigen gilt. Man muss mit einem ganz geringen Budget auskommen und man braucht Leute, die auch dafür kämpfen und sich mit den Budgets zufrieden geben. Die Kraft dafür nimmt man zweifelsfrei aus dem Team und der Familie, die einen ohne schlechtes Gewissen so oft gehen lässt. Aber was jetzt wieder klargeworden ist: Ein neues Album ist immer auch ein neuer Wegweiser, ein neuer Lebensabschnitt.
Hast du einen Lieblingssong auf diesem Album?
Max Mutzke: Ja, das ist tatsächlich der Song „Zu dir komm ich heim“. Eine Hymne an meine Schwarzwald-Heimat. Man vergisst es aber schon nach dem dritten Satz, dass es in meinem Fall nicht für eine Frau oder einen Partner geschrieben ist. Man kann es sehr schön als Liebeslied in intimen Momenten hören. Das ist für mich ein Lieblingssong, weil er sehr viel wiedergibt. Er hat viel von den Farben von Prince, sagt Götz Bühler, der in Sachen Soul eine echte Koryphäe ist. Da steckt vieles von der Musik drin, die ich schon als Kind aufgesogen habe. Ich versuche jetzt, genau das wiederzugeben.
Im neuen Jahr gehst du schon wieder auf Tour?
Max Mutzke: Ja, im Januar geht es los.
Was erwartet die Besucher deiner Konzerte?
Max Mutzke: Unsere Fans dürfen sehr gespannt sein. Wir malen uns das selber noch im Kopf aus, wie wir das live umsetzten werden. Das Album ist voll mit echten Streichern, Bläsern und Pauken. Mit vielen Orchesterteilen, die man gar nicht alle mitnehmen kann. Wir spielen ja nicht in Stadien, wo man Platz hätte. Wir spielen in kleinen und mittleren Hallen und das Ganze hat natürlich auch einen kaufmännischen Aspekt. Wie viele Leute kannst du beherbergen und bezahlen? Wir werden uns auf jeden Fall verdoppeln, ein größeres Team sein. Wie genau das aussehen wird, das soll eine Überraschung werden. Es wird sehr individuell und modern werden. Der Fokus wird aber ganz klar auf den Stimmen liegen. Bei den Proben wird sich herausstellen, wie es tatsächlich wird.
Was machst du, wenn du nicht gerade Musik machst, im Studio arbeitest oder auf Tour gehst?
Max Mutzke: Meine Freizeit verbringe ich, soviel wie möglich, mit meiner Familie. Ich bin gerne mit meinen Kleinen unterwegs, wir wandern dann. Freie Zeit spielt sich bei mir sehr häufig draußen und mit der Familie ab. Einmal im Jahr mieten wir einen kleinen Traktor mit Anhänger, in dem dann die Kinder in Decken eingehüllt sitzen. Dann fahren wir durch den Schwarzwald. Nur Feldwege, an Seen vorbei, wie im Wohnmobil, nur ohne Dach. Wir genießen die Natur bei einer Geschwindigkeit von sechs Stundenkilometern.