GIB MIR 5! Im smalltalk-Interview spricht Christoph Krachten über sein neues Buch „Per Aufzug in den Weltraum“. Am 13. Oktober 2020 wurde es in Berlin vom Autor persönlich und offiziell vorgestellt: in einem Kiosk, oder wie es in der Hauptstadt heißt „Späti“ – selbstverständlich corona-konform. (Foto: C. Krachten)

14. Oktober, 2020

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Christoph Krachten: „Auch bislang Undenkbares denken“

Der Journalist, Produzent und Unternehmer Christoph Krachten gehört zu den Pionieren der deutschen Online-Video-Szene. Seit 2013 widmet er sich in seiner Youtube-Show „clixoom Science & Future“ komplexen wissenschaftlichen Themen, die er leicht verständlich und unterhaltsam präsentiert. Im smalltalk-Interview spricht er nun über sein neues Buch „Per Aufzug in den Weltraum“. Gestern Abend wurde es in Berlin vom Autor persönlich und offiziell vorgestellt: in einem Kiosk, oder wie es in der Hauptstadt heißt „Späti“ – selbstverständlich corona-konform. In dem bei Rowohlt erschienenen Buch greift Christoph Krachten 25 clixoom-Themen neu auf – von Künstlicher Intelligenz und Superviren bis hin zum Klimawandel und dem Aufbruch ins Weltall.

Warum trägt Ihr Buch den Titel „Per Aufzug in den Weltraum“?

Christoph Krachten: Das Kapitel, das vom Aufzug in den Weltraum handelt, ist ein besonders anschauliches Beispiel für das, worum es mir in dem Buch geht: Wir müssen auch bislang Undenkbares denken und uns mit den Chancen, aber auch den Risiken zukünftiger technologischer Entwicklungen frühzeitig vertraut machen. Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen schon Wirklichkeit sein. Das gilt auch für den Aufzug im Weltraum. Die Studien und Überlegungen zu dem Thema, die ich im Buch beschreibe, zeigen, dass man heute schon damit anfangen könnte, einen solchen Aufzug zu bauen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Sobald es die erste Mondstation gibt, wird dort mit Sicherheit ein Aufzug im Weltraum gebaut, weil es einfach viel billiger ist, als ständig Raketen rauf und runter zu schicken.

Nach welchen Kriterien haben sie die Themen ausgewählt?

Christoph Krachten: Mir geht es in dem Buch um die Zukunft. Wir Menschen sind nämlich kaum in der Lage, sie einigermaßen korrekt vorherzusagen – selbst wenn offensichtlich ist, was passieren wird. Und das ist bei vielen Themen im Buch der Fall. Künstliche Intelligenz und Quantencomputer werden unserer Welt in absehbarer Zeit komplett umkrempeln. Die Medizin macht Riesenfortschritte, die Landwirtschaft wird sich gezwungenermaßen total verändern müssen, wir müssen konkret in Sachen Klimawandel handeln. Aus alledem ergibt sich eine ziemlich konkrete und bahnbrechende Zukunft. Und die beschreibe ich im Buch. Dabei ist es mir wichtig, dass es sich um ein wissenschaftliches Buch handelt, das jeder lesen und verstehen kann. Genau das ist ja auch das Prinzip meines Kanals. Ich habe zum Beispiel ein Video gemacht, in dem ich die Relativitätstheorie so einfach und nachvollziehbar erkläre, dass es sogar im Schulunterricht eingesetzt wird. Für „Per Aufzug in den Weltraum“ habe ich es noch mal als Kapitel aufgegriffen, ebenso wie viele weitere Themen, die unsere Zukunft prägen werden.

Zum Thema Aliens präsentierten Sie ein Kapitel als Wortlaut-Interview mit dem israelisch-amerikanischen Astrophysiker Abraham Loeb. Warum haben Sie hierfür diese Darstellungsform gewählt?

Christoph Krachten: Weil das Gespräch in wissenschaftstheoretischer Hinsicht sehr interessant ist. Abraham Loeb erklärt darin wunderbar, wie Wissenschaft funktioniert. Wenn das Unmögliche ausfällt und nur etwas komplett Unwahrscheinliches übrigbleibt, ist das die Lösung. Wir können uns zum Beispiel mit Händen und Füßen dagegen wehren, dass das Elektroauto die Zukunft ist. Es ist aber trotzdem die Zukunft. Das gilt auch für das Thema Aliens: Es ist einfach hochwahrscheinlich, dass wir in den nächsten Jahren auf Aliens stoßen. Auch bei der NASA teilt man diese Ansicht und will nun Hinweisen auf außerirdisches Leben auf der Venus nachgehen. Grundsätzlich gilt, dass wir in allen Bereichen, die im Buch beschrieben werden, mit dem Unwahrscheinlichen rechnen müssen – bzw. das Unwahrscheinliche ist auf den zweiten Blick sogar sehr wahrscheinlich.

Wie haben sich die aktuellen Entwicklungen, sprich der Ausbruch der COVID-19-Pandemie, auf den Arbeitsprozess an Ihrem Buch ausgewirkt?

Christoph Krachten: Das Pandemie-Kapitel, das ich eigentlich schon lange vor dem Ausbruch von COVID-19 geschrieben hatte, musste ich zwei Mal überarbeiten. Da hat mich die Realität tatsächlich überholt. Das Coronavirus ist aber auch wieder ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, aktuelle Entwicklungen nicht zu unterschätzen. Von einem Tag auf den anderen hat es unser Leben verändert. Ich hatte bereits frühzeitig in einem Video vor den Auswirkungen gewarnt, als selbst auf hoher politischer Ebene noch die Einschätzung geäußert wurde, dass das alles halb so wild und wir gut vorbereitet seien. Beim Umgang mit Corona merken wir, dass viele Leute nicht verstehen, dass wir es mit einer exponentiellen Entwicklung zu tun haben und dass aus 2.000 Infizierten innerhalb weniger Wochen 20.000 werden können.

Ist das Buch auch ein Statement gegen Wissenschaftsfeindlichkeit?

Christoph Krachten: Ja, natürlich. Es ist ein Problem, dass viele Leute Wissenschaft nicht verstehen. Sie meinen, es gäbe andere Methoden, um Wissen zu erwerben. Die gibt es aber nicht. Ich hatte unlängst eine interessante Begegnung mit jemandem, der im Medienbereich in einer wichtigen Position tätig ist. Er forderte, dass man die Theorien zum Klimawandel infrage stellen müsse. Dabei ist es ja genau das, was in der Wissenschaft ohnehin gemacht wird: Du stellst eine These auf und dann falsifizierst du sie. Du versuchst sie zu entkräften, und erst wenn das nicht gelingt, ist die These bestätigt. Es ist erschreckend, wie viele Menschen das nicht wissen. Daraus besteht mein täglicher Kampf gegen das Unwissen.

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