GIB MIR 5! Am Vorabend des vierten Advents läuft um 20:15 Uhr im Ersten und im ORF „40 Jahre Verstehen Sie Spaß? – Die große Bescherung“. (Foto: SWR/Wolfgang Breiteneicher)

17. Dezember, 2020

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Guido Cantz: „Humor ist schon ein Ventil“

Das 40-jährige Jubiläum von „Verstehen Sie Spaß?“ haben sich Guido Cantz und sein Team sicherlich anders vorgestellt. Aber die gute Nachricht lautet: Am Vorabend des vierten Advents läuft um 20:15 Uhr im Ersten und im ORF „40 Jahre Verstehen Sie Spaß? – Die große Bescherung“. smalltalk sprach im Vorfeld mit Gastgeber Guido Cantz über die aktuelle Sendung, ein besonderes Jubiläumsjahr und das Geheimnis des seit vier Jahrzehnten anhaltenden TV-Erfolgs. Außerdem geht’s um die Rolle des Humors in Zeiten der Pandemie. „Im Grunde sind die Zuschauer sehr, sehr glücklich, einfach mal lachen zu können“, so Cantz im smalltalk-Interview. „Menschen sprechen mich jetzt auch häufiger auf der Straße an. Sie bedanken sich und sagen mir, wie wichtig solche Sendungen gerade jetzt in Corona-Zeiten sind.“

Herr Cantz, die nächste Ausgabe von „Verstehen Sie Spaß“ steht an. Das ist dann der Abschluss eines turbulenten Jubiläumsjahrs, das anders gelaufen ist als geplant. Wie hat sich das Thema Corona auf die Sendung ausgewirkt?

Guido Cantz: Das 40-jährige Jubiläum, was ja für eine Unterhaltungssendung ein wunderbares Thema ist, sollte eigentlich schon größer und auch mit Publikum gefeiert werden. Begonnen hat es aber im April, genauer gesagt am 4. April, als wir im vollsten Lockdown waren. Unser Jubiläum haben wir dann mit zwei Gästen auf dem Sofa begonnen, mit Eckhart von Hirschhausen und Bülant Ceylan. Alle anderen waren uns zugeschaltet, weil keiner reisen durfte. Das war am Anfang ein komisches Gefühl, weil ich das natürlich lieber im Studio mit vielen Gästen gefeiert hätte. Im Nachhinein hatte es aber auch etwas. Am 4. April waren wir übrigens die ersten, die überhaupt so eine große Unterhaltungsshow gemacht haben. Ich denke, das ist uns auch gut gelungen. Wir hatten zum Beispiel eine sensationelle Einschaltquote mit über sechs Millionen Zuschauern. Die Leute haben es gewürdigt, dass wir das durchgezogen haben.

Humor ist eben schon ein Ventil. Wenn man unsere Filme sieht, denkt man: Um Gottes Willen, Hauptsache, mir passiert so was nicht! Aber im Grunde sind die Zuschauer sehr, sehr glücklich, einfach mal lachen zu können. Auch mal so befreit lachen zu können, wenn sie im Fernsehen oder bei Youtube unsere Filme sehen. Menschen sprechen mich jetzt auch häufiger auf der Straße an. Sie bedanken sich und sagen mir, wie wichtig solche Sendungen gerade jetzt in Corona-Zeiten sind.

Jetzt haben wir wieder einen Lockdown. Aber die kommende Sendung wurde vorher aufgezeichnet. Was erwartet das Fernsehpublikum am Samstagabend im Ersten?

Guido Cantz: Wir nennen die Sendung „40 Jahre Verstehen Sie Spaß? – Die große Bescherung“. Da wir unser Jubiläum bislang nicht so richtig feiern konnten, holen wir das nun zu einem gewissen Teil nach. Wir haben tolle Gäste: Barbara Schöneberger ist da und Paola Felix, die im April nur zugeschaltet war, wollte unbedingt aufs Sofa kommen. Thomas Gottschalk ist da, Henning Baum und Judith Rakers. Es ist wirklich eine tolle Runde. Wir haben mehrere neue Filme gedreht, zum Beispiel einen mit Judith Rakers und einen mit Otto und Henning Baum. Außerdem haben wir zehn Klassiker dazu genommen. Die Kollegen aus der Redaktion und dem Team haben anhand einer Doodle-Liste ihre Lieblingsfilme ausgewählt. Auf diese Weise haben wir jetzt eine Mischung aus unseren Top-Ten und neuen Filmen. Für Weihnachten ist das genau die richtige Bescherung.

Woran liegt es, dass „Verstehen Sie Spaß?“ auch nach 40 Jahren noch so erfolgreich ist und vor allem auch junge Menschen anspricht?

Guido Cantz: Das war ja mein Ziel, als ich 2009 von Frank Elstner den Staffelstab übernommen habe: Ich wollte die Sendung ein bisschen jünger machen. Wir hatten das große Glück, dass im März 2010 unser Youtube-Kanal an den Start gegangen ist und jetzt bewegen wir uns auf eine Milliarde Abrufe zu, was glaube ich, das Erfolgreichste ist, was es derzeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gibt. Unser Glück ist, dass wir Filme haben, die die Zuschauer sehr gerne gucken. Wir haben aber auch am Konzept einiges verändert. Natürlich ist das Prinzip „Versteckte Kamera“ und Prominente vor die versteckte Kamera zu bekommen etwas, was nach 40 Jahren immer noch funktioniert. Deswegen ist dieses Format auch weiterhin aktuell. Das ist wohl das Erfolgsrezept.

Es soll übrigens Leute geben, die meinen, dass vieles bei „Verstehen Sie Spaß?“ gefakt sei und die Opfer eigentlich Bescheid wüssten. Aber das ist nicht so. Ich bin jetzt schon zweimal von meiner Redaktion reingelegt worden. Einmal war das eine Geschichte mit Mario Barth und Steffen Henssler. In der Situation habe ich das in keinster Weise kapiert. Das zweite Mal hat es mich in meiner eigenen Sendung erwischt. Der Lockvogel war Yvonne Catterfeld – was ich aber relativ schnell gemerkt habe. Wenn allerdings dann die Auflösung kommt, ist es im ersten Moment eine Erlösung, weil man aus dieser Situation rauskommt und man versteht, dass das gar nicht ernst ist, sondern „Verstehen Sie Spaß?“. Auf der anderen Seite ärgert man sich hinterher und fragt sich: Warum habe ich das nicht gemerkt? Ich kenne mich doch aus, ich weiß doch, wo all die Kameras versteckt sind! Aber wenn das gut gemacht ist, hat man keine Chance. Wenn wir eine Person reinlegen wollen, dann wissen wir vorher sehr genau, wo diese Person wann ist. Wir wissen auch, wo jeder seine Schwachstelle hat. Mein persönlich bestes Beispiel ist ein Taxi. Bei meinen vielen schlechten Erfahrungen mit Taxifahrten würde ich in so einer Situation sofort drauf anspringen. Wenn man mich im Taxi reinlegen würde, hätten sie mich sofort. Ich würde das einfach nicht merken. Ich wäre nämlich total unentspannt. Und das ist genau die richtige Situation, wenn man Leute mit versteckter Kamera reinlegen will.

In den letzten elf Jahren sind Sie immer wieder gefragt worden, wen Sie gerne mal vor die versteckte Kamera bekommen würden. Sie nannten dann beispielsweise Namen wie Angela Merkel oder Jogi Löw. Gibt es für Sie auch Leute, die tabu sind?

Guido Cantz: Tabu ist auf jeden Fall meine Familie. Meine Frau, mein Sohn, mein Bruder oder meine Eltern kommen nicht in Frage. Denn sie haben nichts mit unserer Branche zu tun. Als ich „Verstehen Sie Spaß?“-Moderator wurde, habe ich gesagt: Das lassen wir mal raus, das würde ich nicht machen wollen. Aber es gibt natürlich Leute, die ich gerne mal reinlegen würde. Selbstverständlich werde ich deren Namen jetzt nicht nennen. Nachher erinnern sich diese Personen noch an dieses Interview, wenn ihnen mal was Komisches passiert. Aber es bieten sich natürlich vor allem Prominente an, die selbst gerne mal austeilen, Leute, von denen jeder meint, dass sie auch mal einen drüber bekommen könnten. Man will dann vor allem auch sehen, wie sie reagieren, wenn sie nicht wissen, dass eine Kamera läuft. Aber einen direkten Tabu-Kandidaten aus der Promi-Ecke habe ich nicht. Mir fallen sofort ein paar Leute ein, denen ich das zumuten wollen würde. Das sind dann auch Prominente aus dem Humorbereich, also Kolleginnen und Kollegen von mir. Leute wie wir teilen gerne aus und deswegen müssen wir auch einstecken können. Und da ist es dann die Frage, ob das jeder gut kann.

Letzte Frage: In zehn Jahren wird „Verstehen Sie Spaß?“ 50! Wie wird die Show dann aussehen?

Guido Cantz: Ich werde übrigens nächstes Jahr 50. Das heißt, dass ich in zehn Jahren kurz vor 60 wäre. Wie die Show dann aussieht, weiß ich natürlich nicht. Ich würde das aber gerne noch machen, weil es eine Leidenschaft ist. Da kann ich mich total ausleben, sowohl als Moderator der Sendung als auch als Lockvogel in diesen großartigen Weltklasse-Verkleidungen unserer Kostüm- und Maskenbildner. Aber vor allem glaube ich, dass es die Sendung dann immer noch geben wird. Sie wird vielleicht noch erfolgreicher im nicht linearen Fernsehen sein. Je nachdem, was da passiert, zum Beispiel in der Mediathek. Vielleicht ist die Sendung dann auch ein bisschen schneller, so dass die Filme dann nicht mehr zehn Minuten lang sind, sondern nur noch sechs Minuten. Oder es wird alles wieder länger. Ich weiß es wirklich nicht. Tatsache ist, dass sich die Sendung im Laufe der vergangenen 40 Jahre ständig weiterentwickelt hat, wobei das Grundprinzip immer gleich geblieben ist. Klar, die Filme stehen im Mittelpunkt, die sind das Salz in der Suppe. Aber das Drumherum haben wir stets gut angepasst. Wir haben versucht, uns immer wieder neu zu erfinden und das versuchen wir auch weiterhin und wenn möglich auch in den nächsten zehn Jahren.

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