20. April, 2023
03sat zeigt ukrainisch-türkischen Anti-Kriegsfilm „Klondike“
Krieg vom Sofa aus erleben? Die ukrainische Filmemacherin Maryna Er Gorbach erzählt in ihrem Drama „Klondike“ vom Beginn des Ukraine-Krieges. Anlässlich des goEast Festivals in Wiesbaden zeigt 3sat den bewegenden Film als deutsche Free-TV-Premiere am Samstag, den 22. April 2023.
Am kommenden Mittwoch heißt es in Wiesbaden zum 23. Mal: „goEast“. Dann beginnt nämlich die diesjährige Ausgabe des Festivals, dass sich intensiv mit mittel- und osteuropäischen Filmen beschäftigt. Angesichts der gegenwärtigen weltpolitischen Lage richtet sich der Blick der begleitenden Medien und des Publikums hier vor allem auf die Lage in der Ukraine und in Russland. Dazu passt auch der Film, den 3sat als Medienpartner des Festivals unter den Beiträgen des vergangenen Jahres zur Ausstrahlung in seinem Programm auswählte. Die Redaktion entschied sich 2022 für die ukrainisch-türkische Produktion „Klondike“ von Maryna Er Gorbach. Am Samstag, den 22. April ist sie nun um 22:45 Uhr als deutsche Free-TV-Premiere bei 3sat zu sehen.
Das, was der Film zeigt, wirkt wie eine Art Prequel zum russischen Angriff vom 24. Februar 2022. Doch um was geht’s? Irka (Oxana Cherkashyna) und Tolik (Sergiy Shadrin) leben 2014 in einem kleinen Dorf in der Region Donbass an der ukrainisch-russischen Grenze. Das Paar erwartet sein erstes Kind. Die beiden machen sich die üblichen Gedanken werdender Eltern. Doch gleichzeitig werden sie Zeugen, wie sich der Konflikt zwischen separatistischen Milizen, die von Russland unterstützt werden, und der ukrainischen Armee zunehmend verschärft. Während eines Angriffs verlieren sie die Wohnzimmerwand ihres Hauses. „Die Protagonisten leben dann mit dieser fehlenden Wand einfach weiter“, so goEast-Festival-Leiterin Heleen Gerritsen. „Dadurch können sie den Kriegsschauplatz auf einmal wortwörtlich vom Sofa aus beobachten.“ Dann überschlagen sich die Ereignisse.
Der Film, der im Januar 2022 seine Weltpremiere auf dem Sundance Film Festival feierte und am 14. Februar 2022, also wenige Tage vor Beginn des Krieges, auf der Berlinale lief, sei schon prophetisch, findet Heleen Gerritsen. „Wenn dieser Film jetzt im Fernsehen ausgestrahlt wird, dann ist das vor allem aber eine Erinnerung daran, dass es diesen Krieg schon seit 2014 gibt und dass das, was gerade in der Ukraine passiert, uns näher ist, als wir manchmal denken – und dass es letztlich jeden von uns betreffen kann. ‚Klondike‘ erinnert darüber hinaus noch mal vor allem an die besondere Rolle von Frauen im Krieg.“ Und sie fügt hinzu: „Ich denke, dieser Film ist natürlich auch sehr wichtig für Menschen, die die Ukraine bislang nicht kannten.“
Regisseurin Maryna Er Gorbach, die auch das Drehbuch schrieb, erzählt die bewegende Geschichte eines Paares in einer sich stetig zuspitzenden Ausnahmesituation, die mittlerweile für die meisten Menschen in der Ukraine zu grausamer Normalität geworden ist. Die Bilder von der weiten Landschaft des Grenzlandes Donbass erinnern an Panoramen epischer Western und führen, vor allem nach dem Wegbrechen der schützenden Mauer, das Ausgeliefertsein der beiden Protagonisten ganz unmetaphorisch und konkret vor Augen.