Kolumne Vor einer Woche ging es zum Start der Internationalen Filmfestspiele von Cannes um die Frage, ob die weiblichen Stars auf dem Roten Teppich nun zu viel oder zu wenig Stoff tragen. Eine blöde Frage, findet Kick-Media-Vorstandschef Alexander Elbertzhagen. Viel entscheidender ist es doch, dass der Film „In die Sonne schauen“ der Berliner Filmemacherin Mascha Schilinski heute Abend gute Chancen auf die Goldene Palme hat. (Foto: © Studio Zentral)

24. Mai, 2025

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Cannes: Auf dem Roten Teppich in die Sonne schauen!

Vor einer Woche ging es zum Start der Internationalen Filmfestspiele von Cannes um die Frage, ob die weiblichen Stars auf dem Roten Teppich nun zu viel oder zu wenig Stoff tragen. Eine blöde Frage, findet Kick-Media-Vorstandschef Alexander Elbertzhagen. Viel entscheidender ist es doch, dass der Film „In die Sonne schauen“ der Berliner Filmemacherin Mascha Schilinski heute Abend gute Chancen auf die Goldene Palme hat.

Liebe Freundinnen und Freunde des smalltalk,

seit zwei Wochen ist Cannes wieder der Mittelpunkt der Filmwelt. Und heute strebt alles dem Höhepunkt der dortigen Internationalen Filmfestspiele entgegen: Am Abend wird im Palais des Festivals et des Congrès die Goldene Palme verliehen. Produktionen mit deutscher Beteiligung sind diesmal gleich mehrfach im Rennen. Besonderes Augenmerk dürfte allerdings hierzulande auf dem Mehrgenerationendrama „In die Sonne schauen“ von der Berliner Filmemacherin Mascha Schilinski liegen. Der erste deutsche Film im Cannes-Wettbewerb seit Maren Ades „Toni Erdmann“ vor neun Jahren.

In Cannes geht es aber natürlich nicht nur um das, was auf der Leinwand abgeht. Medien und Publikum haben erwartungsgemäß auch den Roten Teppich im Blick. Werden sich die Stars auf dem Promi-Catwalk an der Croisette an die neue Kleiderordnung halten? Die gibt nämlich zum Beispiel vor: „Voluminöse Kleidungsstücke, insbesondere solche mit großer Schleppe, die den reibungslosen Verkehr der Gäste behindern und die Sitzordnung im Theater erschweren, sind nicht gestattet.“

Doch die Veranstalter haben offenbar auch ein Problem mit zu viel Freizügigkeit. „Aus Gründen des Anstands ist Nacktheit auf dem Roten Teppich wie auch in allen anderen Bereichen des Festivals verboten“, so das Gebot.

Tatsächlich zeigten die Stars auf dem Roten Teppich von Cannes diesmal vergleichsweise wenig nackte Haut. XXL-Kleidung gab es aber schon. Zum Beispiel von Amal Clooney, Heidi Klum oder der chinesischen Schauspielerin Wan Qian Hui. Und das ist gut so. Nicht wegen der Klamotten als solchen, sondern weil Vorschriften dieser Art nicht mit der Freiheit der Filmkunst kompatibel sind. Jede und übrigens auch jeder sollte das Recht haben, sich so zu kleiden, wie sie oder er das für richtig hält – und sich damit den Applaus des Publikums sichern oder dem Gespött der Menschheit ausliefern.

Diese Freiheit ist letztlich eine Art Freiheit der Göttinnen und Götter des Kinos. Aber gibt es die überhaupt noch? Gibt es noch echte Stars? Diese unnahbaren, herrlich abgehobenen Geschöpfe, die ihren schier überirdischen Glanz klassischerweise auf der Leinwand und in Hochglanzmagazinen verbreiten? Auf alle Fälle sind ihre Entfaltungsmöglichkeiten selbst auf dem Roten Teppich von Cannes mittlerweile recht eingeschränkt. So berichtete „Bild“ diese Woche, wie das Schaulaufen zum „Laufen“ wurde. Security-Leute drängten die Stars dazu, schnell zu machen. Motto: Weitergehen! Hier gibt es nichts zu sehen!

Die digitale Omnipräsenz und scheinbar unmittelbare Verfügbarkeit haben sicherlich viel von der Aura des Unerreichbaren zerstört. Und auch das ist einerseits gut so. Im Sinne einer Demokratisierung der Kunst und der Medien. Aber das Schleifen dessen, was früher „Traumfabrik“ genannt wurde, hat andererseits eine große Lücke hinterlassen. Die wird mittlerweile von Bewegtbildbeiträgen auf Social Media-Plattformen gefüllt. Aber wenn schon Fernsehen Kaugummi für die Augen ist, wie Orson Welles einmal sagte, was sind dann die „Stories“ und „Reels“ auf Instagram?

Nun ja, die Zeiten ändern sich, und es entsteht auch viel Gutes. Der Tiktok-Trend #Filmtok zum Beispiel. In kurzen selbstproduzierten Videos beschäftigten sich Menschen, die in der Regel keine sogenannten Profis sind, mit aktuellen Kinofilmen, mit Trailern, Klassikern oder Blicken hinter die Kulissen. Cineast und Moderator Steven Gätjen bestätigte kürzlich gegenüber dpa, was Filmtok für die junge Zielgruppe bedeutet: „Tiktok ist für die das Fenster zur Filmwelt.“

Preisverleihungen und Rote Teppiche gehören da genauso dazu wie eine besondere Klamotte. Das ist in Cannes so oder beispielsweise auch hierzulande bei einer Preisverleihung wie dem Deutschen Fernsehpreis im September in Köln. Oder beim Deutschen Parfumpreis Duftstars Anfang des Monats in Düsseldorf oder am vergangenen Samstag beim Eurovision Song Contest in Basel, als die von der Kick-Media-Firma Pool Position gemanagte wunderbare Michelle Hunziker als Moderatorin in einem Kleid von Armani erstrahlte. Unsere Barbara Schöneberger, die am gleichen Abend u.a. den ESC-Countdown in der ARD moderierte, sorgt mit ihren nie ganz ironiefreien Outfits ohnehin immer für Gesprächsstoff.

Heute geht es aber erst einmal um die wirklich wichtige Frage: Ist „In die Sonne schauen“ zumindest in Cannes der beste Film des Jahres?

Ich wünsche Ihnen ein weiterhin schönes Wochenende!

Alexander Elbertzhagen
(Herausgeber smalltalk)

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