Kolumne Am vergangenen Mittwoch wäre Erika Berger 86 geworden. Die Journalistin, Autorin und Moderatorin avancierte durch die RTL-Sendung „Eine Chance für die Liebe“ zur TV-Ikone. Für Kick-Media-Vorstandschef Alexander Elbertzhagen war sie vor allem eine gute Freundin. Dass ihrer in der Branche nicht gerade häufig gedacht wird, findet er schade. Für ihn ist Erika Berger bis heute unvergessen – als TV-Revolutionärin, Aufklärerin und wunderbarer Mensch. Foto © Amanda Berens Stephan-Pick

16. August, 2025

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Erika Berger: TV-Revolutionärin und wunderbarer Mensch

Am vergangenen Mittwoch wäre Erika Berger 86 geworden. Die Journalistin, Autorin und Moderatorin avancierte durch die RTL-Sendung „Eine Chance für die Liebe“ zur TV-Ikone. Für Kick-Media-Vorstandschef Alexander Elbertzhagen war sie vor allem eine gute Freundin. Dass ihrer in der Branche nicht gerade häufig gedacht wird, findet er schade. Für ihn ist Erika Berger bis heute unvergessen – als TV-Revolutionärin, Aufklärerin und wunderbarer Mensch.

Liebe Freundinnen und Freunde des smalltalk,

Menschen kommen und gehen. Doch es gibt welche, die gehen und trotzdem bleiben. Für mich ist Erika Berger so ein Mensch. Sie starb vor zehn Jahren und ist bis heute präsent. In der vergangenen Woche wäre sie 86 geworden. Klingt alt. Aber Erika war nie alt, auch nicht mit über 70. Eher weise.

Für viele war sie die „Sexpertin“, was je nach persönlichem Geschmack lässig oder schlüpfrig klingt. In jedem Fall hat sie mit ihrer Sendung „Eine Chance für die Liebe“ die Menschen in Deutschland dazu gebracht, offen und unverklemmt über Sexualität zu sprechen. „Ein Penis ist nun mal ein Penis, fertig.“ Mit diesem immer wieder gern zitierten Satz brachte sie ihr Konzept im Umgang mit dem Thema Sex auf den Punkt. „Man muss die Dinge einfach beim Namen nennen, dann ist es nicht peinlich im Sinne von unfreiwillig komisch“, betonte sie einmal in einem Interview mit „Spiegel Online“.

„Eine Chance für die Liebe“ war Mitte der 80er-Jahre im Wortsinn eine Sensation. Außerdem ein Skandal und zugleich Pflichtprogramm nicht zuletzt für alle, die sehen wollten, wie erfolgreiches Fernsehen funktioniert. Entscheidend für diesen Erfolg war ohne Frage Erika Berger. Als Moderatorin, Autorin und Sexualberaterin revolutionierte sie den Umgang mit dem weiten Feld körperlicher Zuneigung, wobei sie stets betonte, dass Sex mehr ist als eine rein physische Verrichtung. Reden hilft. Nicht nur vor der Kamera. Davon war sie überzeugt.

Wie Hugo Egon Balder, Marijke Amado oder Harry Wijnvoord prägte Erika Berger die Anfangs- und Aufbruchsjahre des deutschen Privatfernsehens und leistete einen ordentlichen Beitrag dazu, dass RTL (zunächst RTL plus und ab 1992 nur noch RTL) Anfang der 90er zum Marktführer wurde und damit zum größten Werbeträger Europas. Schade ist nur, dass dieses Verdienst heute kaum jemand würdigt.

Am vergangenen Mittwoch, den 13. August, also an Erika Bergers Geburtstag, erinnerte in den Kanälen ihres Haussenders zumindest auf den ersten Blick niemand an die Frau, der RTL sehr viel zu verdanken hat. Gut, es war kein runder Geburtstag, aber merkwürdig fand ich das trotzdem. Auf der Facebook-Seite von SWR Kultur gab es eine aktuelle Würdigung. Immerhin.

Auch auf den Tod des langjährigen Geschäftsführers Helmut Thoma am 3. Mai dieses Jahres wurde im Hinblick auf dessen nachhaltige Verdienste meines Erachtens nicht angemessenen reagiert. Und als Ulli Potofski vor gut zwei Wochen starb, hielten sich die offiziellen Würdigungen des Senders in Grenzen. Dabei war der Mann einst als Sportchef, Reporter und Moderator eine prägende Persönlichkeit von RTL plus. Ein „Sendergesicht“.

Auch Erika Berger war für RTL ein Sendergesicht. Für mich war sie eine Freundin. Ein wunderbarer Mensch. Das ist auch der Grund, warum ich heute an sie erinnere. Wir hatten viel beruflich miteinander zu tun. So wurde sie über Jahre von der Kick-Media AG betreut. Darüber hinaus verband uns eine echte private Freundschaft.

Oft haben wir bis in die Nacht zusammengesessen und diskutiert. Ihr leider viel zu früh verstorbener Ehemann Richard Mahkorn war auch dabei. Zum Beispiel, wenn wir gemeinsam Reisen unternommen haben. Ich hoffe, dass unser Zusammensein und unsere Unterstützung Erika damals über den Tod ihres geliebten Mannes zumindest etwas hinweggeholfen haben.

Erika selbst war gebürtige und vor allem charmante Münchenerin, was nicht zu überhören war. Doch Köln wurde ihr zur Wahlheimat. Und weil das so ist, liegt sie nun da, wo alle berühmten Kölner liegen, auf dem Melaten-Friedhof. Da, wo auch Konrad Adenauer, Irmgard Keun, Willy Millowitsch, Sigmar Polke, Alfred Biolek, Holger Czukay u.v.a. begraben sind. Erika Berger befindet sich also in der guten Nachbarschaft der Unvergessenen.

Einstweilen wünsche ich Ihnen ein weiterhin schönes Wochenende!

Alexander Elbertzhagen

(Herausgeber smalltalk)

PS: Entscheidungsträger beim Fernsehen begrüßen Moderatorinnen und Moderatoren schnell als „wichtiges Sendergesicht“. Vor allem bei Vertragsverhandlungen. Das kann in unterschiedlichen Zusammenhängen Unterschiedliches bedeuten. Was? Darüber kann man mal nachdenken.

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