Wildes Wochenende: Rock in London und Barock in Wien
Ob Bowie oder Beethoven – mit Musik geht alles leichter. Am vergangenen Wochenende hatte Kick-Media-Vorstandschef Alexander Elbertzhagen erst in London und dann in Wien zu tun. Dabei erlebte er eine enorme musikalische Bandbreite. Diese reichte vom rauen Punkrock-Charme des Eventim Apollo im Londoner Stadtteil Hammersmith bis zum edlen Barock-Ambiente des Palais Liechtenstein im feinen 9. Wiener Bezirk. Von Bob Geldof and the Boomtown Rats bis Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Liebe Freundinnen und Freunde des smalltalk,
am vergangene Wochenende durfte ich zwei europäische Metropolen besuchen. Zunächst flog ich am Freitag nach London. Das dortige Hammersmith Odeon dürfte vielen von Ihnen ein Begriff sein. Zumindest wenn Sie Rockmusik lieben. Sie wissen, dass David Bowie in dieser legendären Spielstätte sein Alter Ego „Ziggy Stardust“ erfunden hat, dass die Dire Straits, Queen und Motörhead dort performt haben. Diese Location ist zweifellos eine Art Kraftort der britischen Rock-Elite. Und genau dorthin war ich eingeladen worden. Von Bob Geldof und den Boomtown Rats.
Bob und die Rats feierten nämlich am Freitag, den 31. Oktober ihr 50-jähriges Band-Jubiläum. Im Hammersmith Odeon! Ich kannte das ehemalige Riesenkino noch unter diesem Namen. Der galt von Anfang der 60er- bis Anfang der 90er-Jahre. Danach entfiel zunächst das von dem gleichnamigen Stadtteil entlehnte „Hammersmith“. Aus dem Zusatz „Odeon“ wurde schließlich „Apollo“. Seit 2013 heißt das Ganze „Eventim Apollo“.
Der aktuelle Name zeigt, nebenbei bemerkt, dass im internationalen Musikbusiness auch deutsche Firmen ganz vorne mitspielen können. Klaus-Peter Schulenberg aus Bremen geht jedenfalls mit CTS Eventim konsequent seinen Weg. Er verkauft mittlerweile nicht mehr nur Tickets. Das Unternehmen kauft auch Spielstätten und Management-Agenturen und wird wahrscheinlich noch ein Label gründen. Das ist jedenfalls zu vermuten. Das Musikgeschäft ist eben nicht nur in Sachen „Software“, also Musik, sondern auch hinsichtlich der „Hardware“, beispielsweise bei Tickets und Beton, sehr international geworden.
Doch zurück zu Bob Geldof und den Boomtown Rats. Kick-Media hatte sie ja in diesem Sommer bereits nach Wacken gebracht. Dort gab die Band ein überragendes Konzert. Die Boomtown Rats sind nämlich nicht ohne Grund eine Legende und gleichzeitig höchst lebendig. Live geben sie weiterhin Vollgas und sind extrem überzeugend. In den 70ern waren sie in ihrer irischen Heimat zeitweise verboten. Eine richtige Punkband eben! Und genau diese Power haben Bob und die Seinen immer noch. Eindrucksvoll zu erleben war das am Halloween-Abend in London. Und über den Eingangstüren des legendären Rocktempels in Hammersmith prangte stolz: „Sold out“!
Bei der Gelegenheit spielten die Boomtown Rats auch „I Don’t Like Mondays“. Ein Riesenhit und zugleich ein Song über einen Amoklauf. Die Nummer gehört zweifellos zu den meistverkannten Liedern in der Geschichte der Popmusik. Ähnlich wie „Hallelujah“ von Leonard Cohen, ein Stück, das bekanntlich immer wieder als stimmungsvoller Lovesong herhalten muss. Sie haben bestimmt selbst schon das Vergnügen gehabt.
Die Jubiläumsshow der Boomtown Rats war auf alle Fälle großartig. Ein toller Abend, voller Emotionen und kraftvoller Gitarrenakkorde in zum Teil wunderbar lang und lustvoll ausgespielten Songs. Ein Abend exzessiven Musizierens. Offenbar dachte niemand der Beteiligten: Das darf man nicht spielen! Das passt nicht ins Radio! Das ist zu laut und bitte keine Gitarren! Das Gegenteil war der Fall. Und viele Fans im Publikum trugen lustige Rattenmasken. Für mich war das alles eine höchst willkommene Erholung für Körper, Geist und Seele!
Am nächsten Tag flog ich dann beglückt von der Themse an die Donau. Auf nach Wien! Im prunkvollen, barocken Palais Liechtenstein ging es ebenfalls um Musik. Um klassische Musik. Dort spielte u.a. der wunderbare Geiger Yamen Saadi, also ein Konzertmeister im Orchester der Wiener Staatsoper. Auf dem Programm stand beispielsweise Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Und auch an diesem Abend durfte ich erleben, mit welcher Intensität, Leidenschaft und Hingabe echte Musiker ihre Kunst feiern und ihr Publikum begeistern.
London ist hektisch und grandios. Wien wird immer schöner und zählt heute zu den Trend-Städten Europas. Überhaupt ist Wien auch eine der angenehmsten Städte, die ich kenne. Neben Kopenhagen. Doch sowohl London als auch Wien bildeten für mich die Grundlage eines intensiven und erlebnisreichen Wochenendes. Dabei musste ich zwar auch arbeiten, aber das fühlte sich nicht so an. Mit guter Musik ist eben vieles sehr, sehr angenehm.
Ich wünsche Ihnen ein weiterhin schönes und angenehmes Wochenende!
Alexander Elbertzhagen
(Herausgeber smalltalk)
PS: Am letzten Sonntag, dem Tag meiner Rückkehr, erreichte mich die Meldung, dass am Samstag Dieter Weidenfeld verstorben ist. Als Manager, Produzent, Autor, Regisseur und in frühen Jahren auch als Moderator prägte er das deutsche Showgeschäft der vergangenen Jahrzehnte wie kaum ein anderer. Howard Carpendale, Peter Kraus, Udo Jürgens und, und, und. Mit allen hat er zusammengearbeitet. 2017 wurde er mit dem Live Entertainment Award (LEA) für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Auch bei dieser Gelegenheit sind wir uns wie so oft begegnet. Für mich war Dieter Weidenfeld ein Kollege und auch ein Stück weit ein Vorbild. Weil er ein so kluger und respektvoller Mensch war. Dieter Weidenfeld wurde 95 Jahre alt.
PPS: Während meines Aufenthalts in Wien bekam ich in einem Kaffeehaus beiläufig mit, wie sich am Nebentisch zwei junge Männer unterhielten. Die beiden waren offenbar Wirtschaftsstudenten, vor allem aber mit einem merkwürdigen, ja überbordenden Selbstbewusstsein ausgestattet. In ihrem dezidiert wenig dezenten und somit für die Nachbartische nicht zu überhörenden Gespräch kamen sie zu der unbescheidenen Selbsterkenntnis, doch unbedingt zur Klasse der „High Performer“ zu gehören. Alle anderen, Künstler, Musiker, Kassiererinnen im Supermarkt und bestimmt auch der Herr Ober dieses Kaffeehauses, seien dagegen „Lappen“, also Kroppzeug oder was auch immer. Selbstverständlich weiß ich nicht, auf welcher Basis die beiden jungen Burschen zu dieser Selbsterkenntnis kamen. Innerlich wünschte ich ihnen aber, sollten sie bei dieser Einstellung bleiben, viel Glück auf ihrem weiteren Lebensweg. Vielleicht könnten sie im nächsten Semester mal das Fach „Empathie“ belegen…


