Gamescom: Köln ist Welthauptstadt der Gamer
Bundesforschungsministerin Dorothee Bär und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst eröffneten diese Woche in Köln die gamescom, die größte Computer- und Videospielmesse der Welt. 300.000 Besucherinnen und Besucher sollen kommen. Doch was kommt danach? Die Bundesregierung will die Branche mit Millionenbeträgen fördern. Kick-Media-Vorstandschef Alexander Elbertzhagen meint: Geld allein ist nicht alles. Der Entertainment-Faktor dieses Zweigs der Kulturwirtschaft muss für ein breiteres Publikum herausgestellt werden. Dabei geht es vor allem um eins: Stars und ihre kreative Kraft.
Liebe Freundinnen und Freunde des smalltalk,
seit Dienstagabend ist Köln die Hauptstadt der Gamer. Denn bei uns am Rhein läuft wieder die gamescom, das laut game – Verband der deutschen Games-Branche e.V. „weltgrößte Event rund um Computer- und Videospiele“.
Dass das kein Klassentreffen weltfremder Nerds ist, zeigte unlängst eine im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellte Studie. Demnach sind Menschen, die sehr viele Videospiele spielen, politisch interessierter und aktiver als der Durchschnitt der Bevölkerung. Wichtiges Ergebnis: Gamer haben Vertrauen in die Demokratie. Das ist doch mal eine gute Nachricht.
Auf der anderen Seite scheinen Deutschlands Spitzenpolitiker durchaus Vertrauen in die Gamer zu haben. Jedenfalls waren Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Mittwoch beim Eröffnungsrundgang dabei. Aus wirtschaftlicher Perspektive und nicht zuletzt auch hinsichtlich des enormen Innovationspotentials gilt die Games-Branche vielen als Schlüsselindustrie des 21. Jahrhunderts. Andere Wirtschaftszweige wie Film und Fernsehen, Medizin oder Verteidigung profitieren von den Entwicklungen im Games-Bereich, erläuterte Andree Haack, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Digitalisierung, Wirtschaft und Regionales der Stadt Köln diese Woche im „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Aber mal ganz abgesehen von technologischen Zukunftsszenarien geht es beim Thema Gaming schon jetzt um sehr viel Geld. Laut game-Verband lag der Umsatz mit Games, der dazugehörigen Hardware und Online-Services 2024 bei rund 9,4 Milliarden Euro. Allein in Köln wurden laut Haack 240 Millionen umgesetzt. Das ist ordentlich.
Darüber hinaus gibt es in Köln auch diverse Hochschulangebote, in denen der Nachwuchs dieser Industrie für die Zukunft ausgebildet wird. 300 Studentinnen und Studenten sind beispielsweise am Cologne Game Lab (CGL) der hiesigen TH immatrikuliert. 30 davon präsentieren ihre aktuellen Projekte auf der gamescom. Und insgesamt mehr als 300.000 Besucherinnen und Besucher werden dort bis zum morgigen Sonntagabend erwartet.
Das Herz der Gaming-Industrie schlägt in diesen Tagen also am Rhein. Doch was kommt danach? Der Anteil der hierzulande entwickelten Spiele ist selbst auf dem deutschen Markt äußerst gering. Bei Schätzungen kommt man auf weniger als fünf Prozent. Das muss sich ändern. Ich denke, dass die Ankündigung der Bundesregierung, hier noch in diesem Jahr 88 Millionen Euro an Fördermitteln bereitzustellen, ein Schritt in die richtige Richtung darstellt. 2026 sollen es sogar 125 Millionen sein.
Die entscheidende Frage ist aber doch: Wie werden die genannten Summen verteilt? Gehen sie an internationale Player (der Ausdruck sei mir an dieser Stelle gestattet)? Oder wird damit die zweifellos auch in Deutschland vorhandene Kreativität gefördert? Köln als Medienstadt böte hier perfekte Voraussetzungen für aufstrebende Indies mit frischen Ideen.
Zugegeben, wir von Kick-Media sind sicherlich keine Gaming-Experten. Aber wir lieben bekanntlich Entertainment. Wir wissen, wie man Stars macht. Und den großen medialen Aufschlag. Noch sind die Entwickler, die Livestreamer und Let’s-Player die Stars der Gaming-Szene. Außerhalb dieser Blase herrscht allerdings noch viel Ahnungslosigkeit. Dies zu ändern und die Blase für ein noch breiteres, generationenübergreifende Publikum zu öffnen – das wird in den Bereichen Künstler-Management und PR in den nächsten Jahren mit Sicherheit ein großes Thema.
Fördergelder sind schon mal gut, aber Geld ist bekanntlich nicht alles. Wir brauchen kreative Ideen und Leidenschaft, um endlich auch Games made in Germany zu einer relevanten Größe zu entwickeln.
Einstweilen wünsche ich Ihnen ein weiterhin schönes Wochenende!
Alexander Elbertzhagen
(Herausgeber smalltalk)
PS: Dass die Gamescom heute die weltweit wichtigste Messe für Computer- und Videospiele ist, verdankt sie auch der starken Pionierarbeit der Leipziger Games Convention. Dort ging 2002 alles los, dort wurde die entscheidende Basis für den Erfolg geschaffen. Als Kölner darf man dann auch mal sagen: Danke, Leipzig!