Kolumne Auf vielen Galas geht‘s auch in Deutschland wieder richtig glamourös zu. Das war diese Woche u.a. beim Deutschen Fernsehpreis sehr augenscheinlich. Bei der Gelegenheit zeigte sich auch Ehrenpreisträger Otto Waalkes fein mit Fliege zur Basecap. Alexander Elbertzhagen findet: Ehre, wem Ehre gebührt. Oder kennzeichnet der Frackzwang etwa nicht nur eine modische, sondern auch eine gesellschaftliche und kulturpolitische Rolle rückwärts? Der Kick-Media Vorstandschef hat sich in dieser Woche beim Fernsehpreis in Köln, beim Radiopreis in Hamburg und bei der Goldenen Henne in Leipzig umgeschaut. (Foto © MagentaTV/ZDF/Henning Kaiser)

13. September, 2025

0

Preisverleihungen – Die neue Lust am Frackzwang

Auf vielen Galas geht‘s auch in Deutschland wieder richtig glamourös zu. Das war diese Woche u.a. beim Deutschen Fernsehpreis sehr augenscheinlich. Bei der Gelegenheit zeigte sich auch Ehrenpreisträger Otto Waalkes fein mit Fliege zur Basecap. Alexander Elbertzhagen findet: Ehre, wem Ehre gebührt. Oder kennzeichnet der Frackzwang etwa nicht nur eine modische, sondern auch eine gesellschaftliche und kulturpolitische Rolle rückwärts? Der Kick-Media Vorstandschef hat sich in dieser Woche beim Fernsehpreis in Köln, beim Radiopreis in Hamburg und bei der Goldenen Henne in Leipzig umgeschaut.

Liebe Freundinnen und Freunde des smalltalk,

was war das für eine Woche! Vier Tage Preisverleihungen in der Medienbranche. Vier Tage Aufregung und Trophäen. Dienstag und Mittwoch Deutscher Fernsehpreis in Köln, Donnerstag Deutscher Radiopreis in Hamburg und am gestrigen Freitag die Goldene Henne in Leipzig.

„Die Nacht der Kreativen“ des Deutschen Fernsehpreises machte den Auftakt. Im Rahmen eines gesetzten Dinners in der Kölner Flora wurden am Dienstagabend Auszeichnungen für Regie, Buch, Kamera, Montage, Musik und Ausstattung verliehen. Apropos Ausstattung: In Sachen Dresscode waren Jeans und Sneakers durchaus ok.

Anlässlich der großen TV-Gala des Fernsehpreises am Mittwochabend in den MMC Studios sah das schon ein bisschen anders aus. Da lautete die Devise: Black Tie. Smoking und Abendkleid galten also als verbindlich. Ein dunkler Anzug mit Krawatte und ein zumindest leicht festliches Kleid taten es dann aber auch. In jedem Fall wirkte die Veranstaltung glamouröser als in den Vorjahren. Und das passte ja dann auch zu dem Anspruch, Köln wieder als Deutschlands Fernsehhauptstadt zu positionieren. DWDL-Chefredakteur Thomas Lückerath hat zu diesem Thema ein sehr lesenswertes Stück geschrieben, das am Mittwoch im Wirtschaftsteil des „Kölner Stadt-Anzeigers“ erschienen ist.

In der Neuen Flora in Hamburg besuchte ich dann am Donnerstag mit Tim Bendzko die Verleihung des Deutschen Radiopreises. Dieser Award steht ein bisschen im Schatten des Deutschen Fernsehpreises. Glamourös war es trotzdem. Auch wenn beispielsweise bei den Herren die Sneaker-Fraktion stärker als die Abteilung Lackschuh vertreten war. Angesichts der im doppelten Wortsinn ausgezeichneten radiophonen Leistungen muss ich aber konstatieren: Wichtiger als ein wie auch immer gearteter Dresscode ist die kreative Freiheit.

Nicht vergessen sollte man außerdem, dass das Fernsehen einige seiner Stars letztlich dem Radio verdankt. Jörg Pilawa begann beim Radio. Günther Jauch ebenso. Thorsten Schorn, aber auch Frank Elstner, Thomas Gottschalk und, und, und. Insofern war die Verleihung des Deutschen Radiopreises sicherlich auch diesmal wieder eine Show mit zukünftigen Fernsehgesichtern. Zum Erfolg des Abends trugen aber auch die hochkarätigen Musik-Acts bei. So traten u.a. Nina Chuba, die Sugababes und Amy Macdonald auf. Und allen sangen live.

Passenderweise wies Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher in seiner Rede zum Radiopreis auf die Bedeutung seiner Stadt als Musikmetropole hin. Nächste Woche steht dort ja dann auch das nächste Großereignis an: das Reeperbahnfestival.

Zunächst aber ging es für mich gestern nach Leipzig – zur Goldenen Henne, Deutschlands größtem Publikumspreis, benannt nach der Entertainerin und Kabarettistin Helga „Henne“ Hahnemann. Der Dresscode schrieb ebenfalls ein eher elegantes Niveau vor. Wenn „Black Tie“ oder „Cravate noire“ dazu dienen sollen, den Respekt vor den Preisträgerinnen und Preisträgern zum Ausdruck zu bringen, begrüße ich das sehr. Barbara Schöneberger, Katrin Sass, Sarah Connor und alle, die gestern eine Henne erhielten, haben diesen Respekt sicherlich verdient.

Darüber hinaus war die Stimmung in der mit 4.500 Menschen voll besetzten Messehalle extrem gut, was möglicherweise auch daran lag, dass bei diesem Publikumspreis neben all den Profis tatsächlich das „ganz normale“ Publikum vor Ort war: Leserinnen und Leser der „Super Illu“ und Zuschauerinnen und Zuschauer des MDR – und ganz vorne dabei drei Ministerpräsidenten. Zum ersten Mal wurde die Verleihung des Goldenen Vogels im ersten Programm der ARD übertragen. Auch das ist ein Zeichen von Wertschätzung.

Gala-Garderobe wurde in Leipzig übrigens ungezwungen und mit großer Selbstverständlichkeit getragen. Allerdings frage ich mich, ob die zunehmende „Black-Tieisierung“ einem zunehmend konservativen, wenn nicht sogar rückwärtsgewandten Zeitgeist geschuldet ist. Ich hoffe jedoch: Es geht hier am Ende doch nicht um das, was in den 80ern mal geistig-moralische Wende genannt wurde, sondern wirklich um Respekt. Und den Spaß an der glanzvollen Inszenierung. Wie sagte noch Barbara Schöneberger im Vorfeld des Deutschen Fernsehpreises: „Kleider machen nicht nur Leute, sondern auch Shows!“

Einstweilen wünsche ich Ihnen ein weiterhin schönes und wenn Sie mögen glamouröses Wochenende!

Alexander Elbertzhagen

(Herausgeber smalltalk)

PS: Dass Wertschätzung über das Outfit zum Ausdruck gebracht werden kann – geschenkt. Als höflich und respektvoll darf es aber auch seitens der Geehrten gelten, im Moment der Übergabe durch körperliche Anwesenheit zu glänzen. Bei den Radiostars war das so. Nach den Erfahrungen des Fernsehpreises denke ich: Das würde auch dem einen oder anderen Video- bzw. Fernsehstar gut zu Gesicht stehen.

PPS: Noch eine Frage zur Terminierung der genannten Preisverleihungen: Müssen die unbedingt alle in einer Woche stattfinden? Es wäre doch für jeden von ihnen zuträglicher, wenn das in Zukunft etwas entzerrt werden könnte. Dann würde jedem einzelnen Award sicherlich eine größere Reichweite und letztlich auch noch mehr Respekt zuteil.

Tags: , , , , , , , , , , , , , , ,



Comments are closed.

Back to Top ↑

ronald paul yandere