12. Februar, 2018
0Rosenmontag mit Sven Lorig: Narrenfreiheit, frech und „unbrav“
Am Rosenmontag 2018 ziehen wieder die närrischen Prozessionen durch die Karnevalshochburgen der Republik. smalltalk sprach im Vorfeld mit ARD-Moderator Sven Lorig, der ab 14:00 Uhr im Ersten den Umzug durch die Straßen der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf kommentiert.
Herr Lorig, für Sie scheint der Düsseldorfer Rosenmontagszug mehr zu sein, als nur ein weiterer Moderatorenjob. Was bedeutet das für Sie?
Sven Lorig: Es gibt so viele Irre auf der Welt, da wäre es doch verrückt, nicht auch mal selbst närrisch zu sein. Als Rheinländer mit Karnevals-Gen sind das für mich eh mit die wichtigsten Feiertage des Jahres. Da ist es eine große Auszeichnung, beim Hochamt des Straßenkarnevals mitmischen zu dürfen. Außerdem ist es für mich ein inneres Kamelle-Schmeißen, fernab der seriösen Nachrichten auch mal meine jecke Seite ausleben zu können.
Zur Vorbereitung auf den Zug gehört sicherlich auch die Wahl des passenden Kostüms. Wie läuft das bei Ihnen ab, wie nutzen Sie ihre Narrenfreiheit und was gehört für Sie zu einer guten Rosenmontagsmoderation?
Sven Lorig: Privat gelte ich im Karneval als die „Verrückteste Strumpfhose der Siedlung“. Ich bin also vor nix fies, wie man im Rheinland sagt, auch nicht vor Frauenkostümen. Da kann mich wirklich nicht viel schocken. Für unsere Sendung haben wir im Team Vorschläge gesammelt und gehen dieses Jahr eher klassisch als Cowboys und Indianer. Gruppenkostüm-Findung ist manchmal wie ein GroKo-Sondierungespräch.
Zum Karneval im Fernsehen gehört es natürlich, frech und „unbrav“ zu sein, die Narrenfreiheit fernab der political correctness auch auszunutzen. Es ist schließlich eine Unterhaltungs-Sendung. Wichtig ist aber vor allem eins: Man darf sich selbst und auch den Karneval nicht zu ernst oder zu wichtig nehmen.
Sie stammen aus Hilden und leben auch dort. Diese Stadt liegt zwischen den rheinischen Rivalen Düsseldorf und Köln. Was reizt Sie besonders am Düsseldorfer Rosenmontagszug?
Sven Lorig: Ich bin ja einer der wenigen, der beide Städte liebt: Beim Fußball gehe ich zum FC, beim Eishockey zur DEG. Im Karneval feiere ich gerne mit den grandiosen Kölner Bands, aber am Rosenmontag gibt es weltweit wirklich nur eine Adresse für den politischsten, bissigsten und deswegen auch lustigsten Karnevalszug: Und das ist Düsseldorf.
Karneval galt lange als eine aus der Zeit gefallene, vielleicht sogar unzeitgemäße und ziemlich provinzielle Veranstaltung. Das sieht mittlerweile ein bisschen anders aus. Wie würden Sie einem Karnevalsmuffel die närrischen Tage schmackhaft machen? Was verpassen Karnevalsflüchtlinge?
Sven Lorig: Man muss sich schon selber Konfetti in sein Leben pusten. Und wo geht das besser, als im Karneval? Singen, tanzen, feiern – ich liebe diese Kombi. Es ist kein „lustig sein auf Kommando“ – mit dieser Haltung müsste man wohl jedes organisierte Fest boykottieren. Stattdessen ist es einfach eine schöne Zeit, in der man mit Freunden und Fremden gut Party machen kann.
Ist am Aschermittwoch wirklich alles vorbei? Welche Botschaft hat der rheinische Karneval für die übrige Zeit und eine zunehmend närrisch gewordene Welt?
Sven Lorig: Klar sind an Aschermittwoch die wilden Partys erstmal vorbei. Aber die gute Stimmung trägt mich doch oft über trübes März- oder Aprilwetter bis in den Sommer hinein. Und inhaltlich gilt die rheinische Karnevalsbotschaft natürlich das ganze Jahr: Wir stehen ein für Toleranz und Meinungs-Freiheit, für Integration und Völkerverständigung – selbst mit den Kölnern!
Foto © WDR/Herby Sachs