TV-Event Bei den ARD-Zuschauern glühten am ersten Sonntagabend des neuen Jahres die Fernbedienungen: Ferdinand von Schirachs „Feinde“ erreichte insgesamt über 15 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer im Ersten, in den Dritten Programmen, auf One und in der ARD-Mediathek. (Foto: SWR/ARD Degeto/Moovie GmbH/Stephan Rabold)

4. Januar, 2021

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„Feinde“: ARD-Programme feiern TV-Experiment

Bei den ARD-Zuschauern glühten am ersten Sonntagabend des neuen Jahres die Fernbedienungen: Ferdinand von Schirachs „Feinde“ erreichte insgesamt über 15 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer im Ersten, in den Dritten Programmen, auf One und in der ARD-Mediathek.

Zappen ist bei Fernsehmachern eigentlich nicht besonders beliebt. Die Zuschauer sollen gefälligst dranbleiben. Wegen der Quote. Doch es gibt Momente, in denen das Zappen ausdrücklich erwünscht ist. Und dabei geht’s nicht immer um die Berichterstattung am Abend einer Bundestagswahl. So forderten ARD und ZDF am 15. Dezember 1991 zum ständigen Hin- und Herschalten heraus: Beide Programme strahlten damals zeitgleich einen von Oliver Hirschbiegel inszenierten Thriller aus, der passenderweise auch noch den Titel „Mörderische Entscheidung“ trug. Das TV-Publikum bekam die Story aus zwei Sichtweisen serviert.

Knapp 30 Jahre hat es gedauert, bis es erneut zu einer ähnlich spektakulären Belastungsprobe der Fernbedienungen kam. Auf den Kanälen der ARD (im Ersten, allen Dritten und One sowie in der Mediathek) standen drei Fassungen ein und derselben Geschichte auf dem Programm.

Wie bei den bereits zuvor gezeigten TV-Events „Terror“ und „Gott“ war es wieder der Schriftsteller und Autor Ferdinand von Schirach, der die Vorlage lieferte. „Feinde“, inszeniert von Regisseur Nils Willbrandt, präsentierte erneut ein moralisches Dilemma, anhand dessen sich mögliche Grenzen von Recht und Gerechtigkeit aufzeigen lassen. Diesmal ging’s für die Zuschauer allerdings nicht darum, aktiv eine Entscheidung zu fällen, sondern sich ein differenziertes Bild zu machen. Sie konnten sich durchs Umschalten auf die verschiedenen Perspektiven der Handlung einlassen. Diese erinnerte an die reale Entführung des Bankierssohns Jakob von Metzler im Jahr 2002. Damals hatte die Polizei dem Täter Gewalt angedroht, sollte er das Verstreck des Jungen nicht verraten.

In „Feinde“ wird der Entführer eines Mädchens durch den von Bjarne Mädel verkörperten Ermittler tatsächlich gefoltert. Die Frage lautet nun: Darf er das? Selbstverständlich nicht, wie der von Klaus Maria Brandauer gespielte Anwalt des Entführers vor Gericht ausführt. Aber was hätte der Kommissar sonst tun sollen? Viele Menschen dürften sich nicht in der Lage gesehen haben, diese und viele weitere Fragen eindeutig zu beantworten. Das Dilemma beschäftigte offenbar nicht nur die Figuren im Film, sondern auch die Menschen an den Bildschirmen. Mit Blick auf die Zuschauerzahlen meldete die ARD heute Morgen jedenfalls ein eindeutiges Ergebnis: „Das TV-Experiment ist geglückt!“

Gezählt wurden 10,448 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Allein im Ersten waren es knapp acht Millionen, bei einem Marktanteil von 21,8 Prozent. Nimmt man noch die anschließende Dokumentation „Feinde – Recht oder Gerechtigkeit“ hinzu, kommt die ARD-Endabrechnung des Fernsehabends vom 3. Januar 2021 auf eine Zuschauerzahl von 15,277 Millionen.

„Hinter dem dramatischen Kriminalfall steckt eine nicht leicht zu beantwortende, ethische Frage von gesellschaftlicher Relevanz“, so Volker Herres, Programmdirektor des Ersten. „Wir wissen jetzt, für welche Perspektive sich das Publikum entschieden hat und was passiert, wenn die ARD an einem Abend ihre gesamte Fernsehpower einsetzt.“ ARD Degeto-Geschäftsführerin Christine Strobl betont: „Wir haben wieder einmal bewiesen, dass ein unterhaltsames, anregendes und anspruchsvolles Programm auch erfolgreich sein kann.“

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ronald paul yandere