Tina Reichels bunter Erfurter Dom bleibt im Erfurter Dom

Seit Dezember hatte die Erfurter Künstlerin Tina Reichel Bilder von europäischen Kirchen im Dom ihrer Heimatstadt gezeigt. Es war die erste Ausstellung moderner Kunst in dem altehrwürdigen Gotteshaus. Nun ging die Schau in Anwesenheit von Weihbischof Dr. Reinhard Hauke zu Ende.

Knapp fünf Monate lang waren Tina Reichels Architekturbilder unter dem Titel „Laut“ im Erfurter Dom zu sehen. Dabei handelte es sich um die erste Ausstellung moderner Kunst in dem Gotteshaus, dessen Geschichte bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht. Wegen der Anti-Corona-Maßnahmen war es nicht immer leicht, die Werke zugänglich zu machen, fest steht jedoch: Tina Reichel setzte ein farbenfrohes Zeichen in gerade für die Kunst schwierigen Zeiten.

Der Untertitel der Schau lautete dementsprechend: „Die Kunst steht nicht still und ich erst recht nicht.“ Der Titel, „Laut“, hatte übrigens nichts mit ungezügeltem, akustischem Lärm zu tun. Vielmehr ging’s Tina Reichel um die stille, aber mitreißende Macht der Farben. Folgerichtig kündigte „Bild“ das Event am 2. Dezember als „Farbenrausch im Erfurter Dom“ an.

Passend zum Ort des Geschehens zeigten Reichels Bilder überwiegend Außenansichten von Kirchen in Europa, darunter die Dome von Köln, Mailand, Florenz und natürlich Erfurt. Die Erfurter Künstlerin inszenierte alle Bauwerke in schrillen Farben, wodurch die bekannten Motive nun buchstäblich in neuem Licht erstrahlen. Das Besondere ihrer Darstellung ergibt sich allerdings nicht nur durch die Verfremdungseffekte aufgrund der verwendeten Farbtöne, sondern auch aus speziellen optischen Wirkungen: Reichel verwendet fluoreszierende Materialien, die ihre Bilder nicht nur bei Tageslicht, sondern auch im Dunkeln zum Leuchten bringen. Im Erfurter Dom kam ein auf UV-Licht beruhendes und auf jedes einzelne Bild abgestimmtes Beleuchtungskonzept hinzu.

In Anwesenheit von Weihbischof Dr. Reinhard Hauke ging die Ausstellung in der thüringischen Landeshauptstadt jetzt zu Ende. Dabei bleibt ein Bild, nämlich das, was den Dom selbst zeigt, im Gotteshaus zurück. Es gehört nun zum Kunstschatz genau der Kirche, in der bereits zahlreiche berühmte Werke wie der Einhornaltar, der Wolfram-Leuchter oder „Die Vermählung der Heiligen Katharina“ von Lucas Cranach dem Älteren zu Hause sind.

„Um im Erfurter Dom eine Ausstellung machen zu dürfen, bedarf es guter Überzeugungskraft“, so Reinhard Hauke. „Frau Reichel hat mich mit ihrer Art der Kunst überzeugt, dass wir dafür einen Raum schaffen sollten. Mit großer Freude an Farben hat sie Gebäude kirchlicher und weltlicher Nutzung in Szene gesetzt. Ich wünsche Frau Reichel auch weiterhin Freude an ihrer Malkunst und uns Betrachtern weitere erfrischende Eindrücke.“

Anfang April stellte Tina Reichel unter dem Titel „Reborn“ eine neue Werkserie vor, die ein nicht weniger farbenfrohes Zeichen gegen die Tristesse der Krise setzt. Diesmal geht es um eine neue Art von Skulpturen, die von der Künstlerin „Cocoons“, also Kokons, getauft wurden. Dabei handelt es sich um zunächst mit Öl bzw. Acryl bemalte Leinwände, die im Anschluss an den Farbauftrag nach einem von ihr selbst entwickelten Verfahren weiterbearbeitet werden, um dann in unterschiedlichen Größen von 120 bis 185 Zentimetern Höhe auf Edelstahlsockeln in aufrechter Position aufgestellt zu werden.

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