Buch In ihrem gerade erschienenen Buch „Eine für alle. Als Notärztin zwischen Hoffnung und Wirklichkeit“ berichtet Carola Holzner aus ihrem Alltag. Dabei gewährt sie persönliche und ungeschönte Einblicke in eine Welt zwischen Intensivstation, Schockraum und Straße. (Foto: Sebastian Drolshagen)

28. Oktober, 2021

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Carola Holzner – Ärztin aus Leidenschaft

In ihrem gerade erschienenen Buch „Eine für alle. Als Notärztin zwischen Hoffnung und Wirklichkeit“ berichtet Carola Holzner aus ihrem Alltag. Dabei gewährt sie persönliche und ungeschönte Einblicke in eine Welt zwischen Intensivstation, Schockraum und Straße.

Spätestens seit dieser Woche ist sie Thema: die sogenannte vierte Welle. Von Überforderung des Gesundheitssystems ist die Rede. Dass in deutschen Krankenhäusern jedoch auch ohne Corona-Pandemie häufig am Limit gearbeitet wird, ist Insidern schon lange klar. Doch was bedeutet das konkret? Dr. Carola Holzner gibt Antworten – in ihrem soeben bei Fischer erschienenen Buch „Eine für alle. Als Notärztin zwischen Hoffnung und Wirklichkeit“. Bereits als Bloggerin Doc Caro und immer wieder in diversen TV-Auftritten berichtet die Medizinerin aus ihrem Arbeitsalltag. Wobei sie in ihrem Buch nun selbst fragt, ob es diesen „Alltag“ überhaupt gibt. Statt dessen gilt offenbar vielmehr Herbert Grönemeyers Prinzip: „Bleibt alles anders“.

In „Eine für alle“ gewährt die Oberärztin aus dem Ruhrgebiet auf 272 Seiten tiefe Einblicke in die Wirklichkeit der Krankenhauswelt. Es geht um Unfälle, Krebs, Selbstmorde – das volle Programm. „Mein Leben als Ärztin zwischen Notaufnahme, Intensivstation und Rettungsdienst hat kein Drehbuch, es ist die pure Improvisation“, so die Autorin. In ihrem Leben geht‘s nicht um Ruhm und Ehre. Dementsprechend stilisiert Holzner weder sich noch ihre Kollegen als die sprichwörtlichen Halbgötter in Weiß oder Neongelb. Stattdessen ist ihr Buch ein Plädoyer für einen sehr besonderen Beruf im Dienst des Menschen. Die Autorin nennt ihn mal einen „scheiß Job“ und dann wieder „den schönsten Job der Welt“. Sie findet ihn „verdammt hart“ und gleichzeitig „verdammt schön“.

Fest steht, dass Notfallmedizin nichts für schwache Nerven ist. Gleiches gilt auch für „Eine für alle“. Und weil das so ist, gibt’s für unvorbereitete Leserinnen und Leser an bestimmten Stellen im Text sogar einen Warnhinweis. Recht so, denn im Krankenhaus geschehen mitunter recht verstörende Dinge und von denen sollte man vielleicht einfach nicht vor dem Einschlafen lesen.

Das, was Carola Holzner aufgeschrieben hat, ist auf alle Fälle authentisch, schnörkellos und äußerst nachvollziehbar erzählt. Alle Geschichten beruhen auf wahren Begebenheiten, sind allerdings so bearbeitet, dass sie keinen konkreten Situationen oder Personen zugeordnet werden können. Es gilt nun mal die ärztliche Schweigepflicht.

Nach der Lektüre dürfte klar sein: In der Notfallmedizin sind die Grenzen zwischen Glück und Unglück, Hoffnung und Verzweiflung, Leben und Tod so rasch überschritten wie sonst nirgendwo. Hier entscheiden nicht selten Sekunden. Manchmal ist es auch nur ein einziger Herzschlag. Obendrein gibt die Autorin in ihrem Buch aber auch noch ganz pragmatische Antworten auf die Fragen, die ihr im Einsatz am häufigsten gestellt werden: Was genau ist Diabetes? Wann rufe ich die 112? Sollte man eine Patientenverfügung machen? Was tun bei einem Krampfanfall? Wie sieht Sterben aus?

Warum sich Holzner, wie viele andere in ihrem Metier, dem im Buch beschriebenen psychischen und physischen Stress täglich und mit großer Hingabe aussetzt, macht sie ebenfalls an vielen Stellen deutlich: Ihr Herz schlägt nun mal für ihre Patienten. Für sie ist sie unermüdlich im Einsatz. Und genau davon erzählt sie. Es sind aufrüttelnde, traurige, lustige, skurrile, wie gesagt teils verstörende, aber auch mutmachende Geschichten.

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ronald paul yandere