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27. Januar, 2022

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Thomas Hermanns: Comedy mit viel Liebe und hohem Anspruch

Am kommenden Montag, den 31. Januar feiert die dienstälteste Stand-up-Institution im deutschen Fernsehen Jubiläum: Der „Quatsch Comedy Club“ wird 30. Ins Leben gerufen wurde das Unterhaltungsformat von Thomas Hermanns. 1992 war es zunächst eine Liveshow, 1993 folgte das TV-Debüt beim Sky-Vorgänger Premiere. Am heutigen 27. Januar startet um 21:00 Uhr exklusiv auf Sky Comedy eine neue Staffel. Anlässlich des 30. Geburtstags gibt’s eine einstündige Auftaktfolge mit Starbesetzung. Mit dabei sind u.a. Carolin Kebekus, Oliver Pocher und Atze Schröder, aber auch Newcomer wie Filiz Tasdan und Tutty Tran. Im Vorfeld sprach Initiator Hermanns mit smalltalk über Geschichte, Gegenwart und Zukunft der deutschen Comedy. Dabei macht der gelernte Theaterwissenschaftler klar: „Wir, der „Quatsch Comedy Club“, sind nichts ohne die Performer.“ Für ihn sei der Club „nur ein Gefäß“. Diese „Vase“ müsse mit Talent gefüllt werden. Und er betont: „Das Talent denken wir uns nicht im Büro aus, das sind die Leute, die bei uns auf der Bühne stehen.“

Herr Hermanns, haben Sie sich 1992 vorstellen können, dass es einmal ein 30-jähriges Jubiläum des „Quatsch Comedy Clubs“ geben wird?

Thomas Hermanns: Nein. Als das losging, habe ich mir ein dreimonatiges Jubiläum nicht vorstellen können, weil es wirklich eine ganz naive Angelegenheit war. Ich habe Stand-up in New York und London gesehen und dachte, dass können wir doch auch bei uns mal machen. Ich habe erst einmal sechs Performer bequatscht, ob die sich überhaupt als Stand-up-Comedians bezeichnen und auf die Bühne stellen. Ich dachte mir, wir laden dann das Publikum ein, das ich von meinen Karaoke-Shows noch hatte und probieren es einfach aus. Niemand hätte in diesem Januar 1992 geglaubt, dass das auch nur drei Jahre was wird. Das war reines Ausprobieren.

1993 ging es dann im TV los und jetzt startet die neue Staffel bei Sky – haben Sie sich zum Jubiläum was Besonderes einfallen lassen?

Thomas Hermanns: Unsere Jubiläums-Shows sind ja immer etwas ganz Besonderes. Diesmal haben wir es im Club gemacht, in Berlin in unserem Haupthaus. Wir haben uns Kollegen eingeladen, sozusagen was Altes, was Junges und was Gebrauchtes – das klingt so gemein. Nein, also Atze Schröder war da, Oliver Pocher, dann aber auch Filiz Tasdan, eine neue Kollegin, die noch ganz frisch im Geschäft ist. Wir haben versucht, quasi das Spektrum der aktuellen Comedy zu zeigen und die Tradition. Viele, viele Einspieler natürlich auch aus der Vergangenheit. Aber wir haben auch nach vorne geguckt mit Filiz und Tutty Tran, um zu zeigen, wer sind denn die Comedians, die jetzt so gerade kommen und die nach vorne gehen. Wenn man um die 30 Jahre alt ist. Das ist ja so wie im Leben: Man ist in einem guten Alter, hat die wilden Jugendjahre so ein bisschen hinter sich, aber man ist noch nicht lahm am Fuß. Also man ist noch gut in der Mitte.

Da Sie die jungen Kollegen angesprochen haben: Ist es eigentlich heute schwerer, sich als Comedian zu behaupten? Mal abgesehen von den Auftritts-Beschränkungen

Thomas Hermanns: Es ist gut, wenn man anfangen will als Comedian, weil es sehr viele Möglichkeiten gibt. Nicht nur viele Live-Shows oder auch Open-Mic-Shows. Es gibt auch Mixed-Shows, wo man sich ausprobieren kann, bevor man beim „Quatsch Comedy Club“ überhaupt an die Tür klopft. Auch im Internet kann man schon sehr gut eine Fanbase aufbauen, auch als Comedian und Comedienne. Aber es gibt jetzt auch schon sehr, sehr viele. Es macht mich stolz und froh, dass die Kunstform immer noch so beliebt ist. Ich dachte ja, vielleicht gibt es ja auch mal eine Generation, die das gar nicht mehr gerne macht. Die jungen Kollegen mögen das, die sind fleißig und haben eine hohe Arbeitsdisziplin. Die wollen alle den klassischen, amerikanischen Stil, also ein Mikro, eine Wand und dann los. Nur wie wird man jetzt unter den vielen Neuen bekannt? Da muss man sich schon was einfallen lassen – insofern, dass man sehr gutes Material braucht, eine sehr gute Idee, über was man sprechen will. Und dann eine gute Mischung von Digital und Fernsehen.

Ich bin jedenfalls total stolz darauf, dass, wenn heute jemand zum Arbeitsamt geht und die Frage kommt, was man denn werden will, und der- oder diejenige sagt „Stand-up-Comedian“, dass die Leute dann wissen, was das ist. Wir haben schon einen Beruf geschaffen und haben mit der Form des Comedy Clubs eben auch die Mixed Show in Deutschland eingeführt. Vorher gab es ja immer nur 90 Minuten und Solos, Satire und Kabarett. Bei uns gibt es heute das ganze Gefühl eines Comedy Clubs. Das ist nun auch oft kopiert worden, das machen auch viele andere und auch sehr gut. Und auch das macht mich stolz. Die Industrie ist mal so und mal so. Zum Beispiel diese große Stadion-Rock-Phase, wo jeder irgendwie der Mario sein wollte, die ist schon wieder ein bisschen vorbei. Die Jungen wollen eigentlich auch wieder eher einen coolen Club haben, ein bisschen Indie-Credibility. Da sind wir jetzt so eher beim Grunge, wenn man das mit der Musik vergleicht, und nicht mehr unbedingt beim Stadion-Rock. Comedy klappt natürlich in einer großen Arena. Aber am schönsten ist es – und das sage ich nicht nur, weil ich einen habe – im Club. Da ist es schon am schönsten und am intimsten. Da kannst du auch am besten mit dem Publikum arbeiten. In der Arena gucken 90 Prozent der Leute ja nur auf den Bildschirm. Das ist ja so ein bisschen wie Fernsehen mit Anwesenheit.

Sie deuten zu Beginn der ersten Folge der neuen „Quatsch Comedy Club“-Staffel an, dass die Aftershow-Partys wohl legendär waren. Gibt es was, das man erzählen kann? Und gibt es etwas, von dem Sie im Rückblick sagen: Das hätten wir mal besser sein lassen?

Thomas Hermanns: Die Aftershow-Party waren immer besonders toll, wenn wir die großen Specials gemacht haben. Wir haben ja viele Weihnachts-Specials im großen Musical-Theater in Füssen gemacht. Und die Partys waren immer besonders schön, weil man wirklich so weit weg war von jeder Großstadt, dass dann auch keiner mehr nach Hause fuhr. Alle blieben da und man saß da mit Blick auf Neuschwanstein. Und da gibt es sehr enthemmte Momente. Ich weiß noch, dass meine Mutter mal da war und die ging dann mit unserer Redakteurin (Eva) vor die Tür, um zu rauchen. Die Redakteurin fragte: „Ist denn Thomas schon im Hotel?“ und meine Mutter sagte: „Nein. Er hat gerade noch allen Ballett-Mädchen Champagner ausgegeben.“ Dann sagte Eva: „Ja dann braucht er ja noch ein bisschen.“ Also ich war oft dann der letzte, weil es einfach eine tolle Location war, eine tolle Show und jeder auch dablieb und sich nicht gleich alles wieder in Luft auflöste.

Fotos © Sky/Thomas Kierok

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