9. August, 2022
0Büchner-Preis 2022 geht an Emine Sevgi Özdamar
Emine Sevgi Özdamar erhält den diesjährigen Georg-Büchner-Preis. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung lobte die Berlinerin als Autorin, der die deutsche Sprache und Literatur neue Horizonte, Themen und einen hochpoetischen Sound verdanke. Die Auszeichnung gilt als bedeutendster Literaturpreis im deutschsprachigen Raum.
Sprache ist etwas sehr Dynamisches. Ferdinand de Saussure, der Vater der modernen Sprachwissenschaft, brachte das einst mit dem Satz „Die Sprache ist ein soziales Phänomen“ auf den Punkt. Und die damit verbundenen Prozesse im Deutschen schaut sich die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt sehr genau an. Menschen, die sich in diesem Bereich in besonderer Weise hervorgetan haben, zeichnet sie mit dem Georg-Büchner-Preis aus.
Heute Morgen nun gab die Akademie bekannt, wem in diesem Jahr diese Ehrung zuteilwerden soll. Es ist die Schriftstellerin, Schauspielerin und Theaterregisseurin Emine Sevgi Özdamar. Ungewohnte literarische Stilmittel und aus dem Türkischen inspirierte Sprechweisen prägten ihre multiperspektivischen Texte, so die Begründung der Jury. Özdamars Arbeiten entfalteten darüber hinaus neben intimen persönlichen Erfahrungen ein breites Panorama deutsch-türkischer Geschichte.
„Mit Emine Sevgi Özdamar zeichnet die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung eine herausragende Autorin aus, der die deutsche Sprache und Literatur neue Horizonte, Themen und einen hochpoetischen Sound verdankt“, heißt es in der Begründung. „Einst aus der Türkei ins geteilte Berlin gekommen, bereichert Özdamar seit über drei Jahrzehnten die deutschsprachige Literaturszene mit ihren Romanen, Erzählungen und Theaterstücken, zuletzt mit dem Opus magnum ‚Ein von Schatten begrenzter Raum‘.“
Der Roman „Ein von Schatten begrenzter Raum“ erschien im Oktober des vergangenen Jahres bei Suhrkamp und wurde bereits mit dem Bayerischen Buchpreis 2021 sowie dem Düsseldorfer Literaturpreis 2022 ausgezeichnet. Die 1946 in der ostanatolischen Stadt Malatya geborene Autorin erzählt darin von einer Schauspielerin, die Anfang der 1970er-Jahre vor der Militärdiktatur in der Türkei nach Europa flieht. Die Kritik lobte Özdamars Buch als „transkulturelles Künstlerinnenporträt“ (Deutschlandfunk), als „kolossales Prosagemälde“ von „humaner Klugheit und poetischer Dichte“ („Die Zeit“) oder nannte es schlicht ein „menschenfreundliches“ Buch von „verschwenderischer Fülle“.
Die offizielle Verleihung des Georg-Büchner-Preises ist für den 5. November in Darmstadt geplant. Die Auszeichnung gilt als bedeutendste ihrer Art im deutschsprachigen Raum und ist mit einem Preisgeld von 50.000 Euro verbunden, was sie zum höchstdotierten Preis der Branche macht. In der Vergangenheit wurden u.a. die späteren Nobelpreisträger Günter Grass und Heinrich Böll mit dem Georg-Büchner-Preis geehrt. Hinzu kommen beispielsweise Rainald Goetz, Marcel Beyer, Jan Wagner und im vergangenen Jahr der Grazer Schriftsteller und Übersetzer Clemens J. Setz.
Foto © Heike Steinweg/Suhrkamp Verlag