KI: Sparringspartner für kreative Köpfe
Künstliche Intelligenz fordert uns heraus. Am besten als eine Art Sparringspartner, findet Kick-Media-Vorstandschef Alexander Elbertzhagen. Entscheidend für den Erfolg sei aber immer noch der Einsatz von Menschlicher Intelligenz. Elbertzhagen denkt deswegen über die Einführung eines entsprechenden Siegels nach. Damit man weiß, mit wem oder was man es zu tun hat. Am Ende merkt man es sowieso. Und wenn nicht, hat man den kreativen Knock-out womöglich längst hinter sich. Das geht dann ganz sicher auch auf die Intelligenz.
Liebe Freundinnen und Freunde des smalltalk,
in dieser Woche gab die Schwedische Akademie die Namen der diesjährigen Nobelpreisträger bekannt. Mit diesen Ehrungen feiert die Menschheit einen wesentlichen Teil dessen, was uns Menschen (eigentlich) auszeichnet: unsere Intelligenz. Genau die macht uns außerdem auch noch einzigartig. Das zu betonen, erscheint mir gerade jetzt besonders notwendig, da der stetige Vormarsch der sogenannten Künstlichen Intelligenz bei vielen Zeitgenossen mittlerweile längst für eine Art geistige Besoffenheit sorgt. Tendenz steigend.
In den Büros, aber auch im sonstigen Alltag haben wir es vor allem mit generativer KI zu tun. Also mit Programmen, die „selbstständig“ Texte, Bilder, Videos und sogar Musik erstellen. Pressetext oder Epos, Fotokunst oder Symphonie – alles scheint möglich. Aber geben Sie mal einen Satz von László Krasznahorkai, dem neuen Literaturnobelpreisträger, bei ChatGPT ein. Ein solcher Satz wird der Maschine zu lang sein. Daraufhin dürfte sie „Verbesserungsvorschläge“ machen, die aber dann nichts mehr mit Krasznahorkais Kunst zu tun haben. Ganz ähnlich läuft das mit Marcel Proust oder Thomas Mann.
Mit Intelligenz oder gar Kreativität hat KI nämlich nichts zu tun. Auch wenn viele das möglicherweise glauben. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: KI ist eine tolle Sache bzw. kann eine tolle Sache sein. Ihr Vormarsch ist nicht aufzuhalten. Die Vorteile muss ich Ihnen hier nicht aufzählen. Acht von zehn Firmen seien durch KI produktiver, schrieb diese Woche der hiesige „Kölner Stadt-Anzeiger“. Selbstverständlich profitieren auch wir bei der Kick-Media AG davon.
Für uns ist KI ein Werkzeug, das uns in erster Linie dabei hilft, Tempo aufzunehmen. Denn dieses Werkzeug verfügt über eine für Menschen im Wortsinn unfassbare Menge an bereits vorhandenen Daten. Und auf dieser Grundlage kann sie uns manchmal schneller auf den Trichter bringen und uns dazu anregen, auch mal um die Ecke zu denken. Und vor allem auch mal das Gegenteil von dem zu tun, was die KI vorschlägt. Denn die Maschine fordert uns heraus. Mit dem, was bereits existiert. Als eine Art Sparringspartner. Den eigentlichen kreativen Prozess nimmt uns keine Software ab. Das Schlussfolgern, das Entscheiden für oder gegen Konzepte, Headlines oder Strategien ist dann schon noch unser Job.
Das wirklich Neue müssen wir selbst hinkriegen. Deswegen sind ja auch Meetings in persona so wichtig. Selbstverständlich nutzen auch wir Videokonferenzen. Doch Gespräche oder Brainstormings sind meiner Erfahrung nach vor allem dann wirkungsvoll, wenn Menschen im selben Raum physisch gegenwärtig sind und ihre Köpfe zusammenstecken. Das ist auch der Grund, warum die Bewegtbild-Branche nächste Woche in Cannes bei der MIPCOM zusammenkommt. Auch wenn diesmal wohl sehr viel weniger Leute vor Ort sein werden als in den vergangenen Jahren. Das ist bedauerlich. Auf den dortigen Austausch zum Thema KI bin ich schon jetzt gespannt.
In der vergangenen Woche erreichte uns schließlich auch die Meldung vom Tod des letzten großen Boulevard-Journalisten der Republik: Franz Josef Wagner. Völlig verrückt, was der sich manchmal für seine „Bild“-Kolumnen so ausgedacht hat. Ich habe sie jedenfalls mit Vergnügen gelesen. Was da in seinem Kopf wann und wie auch immer entstanden ist – eine KI wäre da niemals drauf gekommen.
Doch ganz gleich, um was es am Ende geht: Entscheidend bleibt, dass der kreative Schub von kreativen Menschen ausgeht. Genau das bildet die Basis für herausragende kulturelle Leistungen, für Entertainment, das unterhält und bewegt und erfolgreich ist.
Ich wünsche Ihnen ein weiterhin schönes Wochenende!
Alexander Elbertzhagen
(Herausgeber smalltalk)
PS.: Beim Schreiben dieses Textes wollte ich ursprünglich mit dem Gegensatzpaar „Artificial Intelligence“ vs. „Human Intelligence“ arbeiten. Das habe ich aber dann gelassen, weil der Begriff „Human Intelligence“ bereits belegt ist. Wie ich lernen musste, stammt er aus der Sprache der Geheimdienste. Das Bundesamt für Verfassungsschutz nutzt dafür die Abkürzung „HUMINT“ und meint damit das „Führen menschlicher Quellen“. Dies gehöre „mit zu den anspruchsvollsten Tätigkeiten eines Nachrichtendienstes“, heißt es auf der amtlichen Webseite.
PPS.: Wir von der Kick-Media AG werden jedenfalls regelmäßig für unsere Menschliche Intelligenz gelobt. Das gilt nicht zuletzt für unsere Unit Kick-Creation. Täglich erstellen hier Redaktionsleiter Martin Haufs, der übrigens gerade sein 30-jähriges Firmenjubiläum feierte, und sein Team u.a. die unterschiedlichsten Texte. Dabei nutzen die Kolleginnen und Kollegen ihre ganz persönliche Intelligenz – und einen Sparringspartner namens KI.