Awards Bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises gewann Meltem Kaptan für ihre Rolle in „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ die Lola als beste Hauptdarstellerin. Bester Hauptdarsteller wurde Albrecht Schuch („Lieber Thomas“). (Foto: Marcus Wanke)

27. Juni, 2022

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Deutscher Filmpreis: Lolas für die Wahrheit

Bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises gewann Meltem Kaptan für ihre Rolle in „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ die Lola als beste Hauptdarstellerin. Bester Hauptdarsteller wurde Albrecht Schuch („Lieber Thomas“).

Alle reden vom „Storytelling“, von einer gut erzählten Geschichte. Doch erst wenn sich dann auch noch herausstellt, dass eine Geschichte nicht nur gut erzählt, sondern auch wahr ist, erreicht sie eine neue Qualitätsstufe, eine, wenn man so will, tiefere Wahrheit und damit die Herzen der Menschen. Erst jetzt ist sie in besonderer Weise bewegend. Das jedenfalls wurde wieder am Freitagabend bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises deutlich. Als die dementsprechend erfolgreichsten Filme des vergangenen Jahres erwiesen sich nämlich diejenigen, die auf einer wahren Begebenheit beruhen. Von ihnen ging offenbar eine besondere Kraft aus, die Kinopublikum, Kritik und schließlich die knapp 2.200 Mitglieder der Deutschen Filmakademie begeisterten. „Lieber Thomas“ (zwölf Nominierungen) und „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ (zehn Nominierungen) zählten bereits zu den Favoriten – und räumten am Ende auch ab.

„Lieber Thomas“ von Andreas Kleinert wurde mit der Lola in Gold als bester Spielfilm und acht weiteren Trophäen ausgezeichnet. So nahm Albrecht Schuch den Preis als bester Hauptdarsteller entgegen, Jella Haase wurde als beste Nebendarstellerin geehrt. Für Andreas Dresens „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ gab’s den Deutschen Filmpreis in Silber. Meltem Kaptan, die für ihre Darstellung der Rabiye Kurnaz bereits bei der Berlinale einen Silbernen Bären erhielt, gewann die Lola für die beste weibliche Hauptrolle. Alexander Scheer wurde zum besten männlichen Nebendarsteller gekürt.

In ihrer Dankesrede ließ Meltem Kaptan auch die realen Vorbilder des Films nicht unerwähnt. „Ich kann nur eins sagen, dieser Preis geht wirklich an die Lebensleistung von Bernhard Docke und Rabiye Kurnaz. Sie sind heute Abend da. Das sind die wahren Gewinner für mich.“

Zu den Höhepunkten der Gala im Berliner Palais am Funkturm gehörte außerdem die Videobotschaft von Wladimir Klitschko aus Kiew. Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse im Ukraine-Krieg benannte er die Verbrechen der russischen Armee und sprach mit Blick auf den Dokumentarfilm über dessen Aufgaben und Möglichkeiten.

„Für die schonungslose Wahrheit und die Objektivität in der Beschreibung braucht es Sie, die Dokumentarfilmer“, so der Bruder des Bürgermeisters von Kiew. „Sie sind qua eigenen Ethos‘ Zeugen der unzähligen Gesichter des Krieges und der Kriegsverbrechen an meinem Volk, verübt durch die russischen Truppen.“ Klitschko bezeichnete die Filmemacherinnen und Filmemacher als „Soldaten der Wahrheit“. Und er fügte hinzu: „Ich danke Ihnen allen, dass Sie heute Abend hier sind und diesen wunderbaren Filmpreis unterstützen. Meine lieben Freunde, ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.“

Als bester Dokumentarfilm wurde übrigens „The Other Side of the River“ von Antonia Kilian ausgezeichnet, ein Film über eine junge Kudrin, die in Syrien nicht nur mit Krieg konfrontiert wird, sondern sich vor allem gegen patriarchalische Strukturen auflehnt. Der Begriff „militanter Feminismus“ ist hier durchaus wörtlich zu verstehen. In ihrem Grußwort betonte Kulturstaatsministerin Claudia Roth grundsätzlich: „Der Krieg verändert alles, auch einen Abend wie diesen.“ Trotzdem müsse der Film gefeiert werden. „Wir brauchen die Kraft des Films“, so Roth. Diese werde nicht gebraucht, um abzulenken, sondern um dem Elend etwas entgegenzusetzen.

Weitere Preisträger in den insgesamt 19 Kategorien waren „Der Pfad“ von Tobias Wiemann (Bester Kinderfilm), Heiko Schmidt, Kerstin Gaecklein und Roman Braunhofer für „Große Freiheit“ (Bestes Maskenbild), Annette Focks für „Wunderschön“ (Beste Filmmusik), Jonathan Schorr, Dominik Leube, Gregor Bonse und John Gürtler für „Niemand ist bei den Kälbern“ (Beste Tongestaltung) sowie Dennis Rettkowski, Markus Frank und Tomer Eshed für „Die Schule der magischen Tiere“ (Beste visuelle Effekte). Hinzu kam der Ehrenpreis des deutschen Filmpreises für den Kameramann Jürgen Jürges. Als besucherstärkster Film erhielt Gregor Schnitzlers „Die Schule der magischen Tiere“ eine zweite Lola. Darüber hinaus wurde die Produktionsfirma Komplizen Film mit dem Bernd Eichinger Preis geehrt.

Foto © Marcus Wanke

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