20. Oktober, 2021
0„Kültür für Deutschland“: Kunst zwischen zwei Stühlen?
Deutsche Künstlerinnen und Künstler mit türkischen Wurzeln kommen in dem neuen Dokumentarfilm „Kültür für Deutschland“ zu Wort, der heute bei 3sat seine TV-Premiere feiert. Zu sehen sind u.a. Mousse T., Eko Fresh, Elif und Serdar Somuncu.
Im Oktober 1961, also vor genau 60 Jahren, wurde das Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei geschlossen. Danach kamen die ersten sogenannten Gastarbeiterinnen und -arbeiter in die Bundesrepublik. Manche von ihnen fanden hier dauerhaft ihre Heimat und prägten die deutsche Gesellschaft in den folgenden Jahrzehnten ebenso mit wie ihre Kinder und Enkelkinder. Wie sich der Einfluss von Menschen mit türkischen Wurzeln konkret auf die Kulturlandschaft auswirkt, beleuchtet die preisgekrönte Filmemacherin Nuray Şahin („Folge der Feder!“) in ihrer Dokumentation „Kültür für Deutschland“, die am heutigen Mittwoch, den 20. Oktober um 21:46 Uhr erstmals in 3sat ausgestrahlt wird.
In dem 45-minütigen Film kommen zahlreiche namhafte Vertreterinnen und Vertreter u.a. aus der Musik-, Kabarett- und Theaterszene zu Wort. Sie schildern die Herausforderungen, denen sie sich stellen mussten und gehen der Frage nach, wie man zwei unterschiedliche Kulturen miteinander verbinden kann. Dazu gehört die Berliner Musikerin Elif, die derzeit auch regelmäßig als „Comeback-Stage“-Coach in der ProSiebenSat.1-Show „The Voice of Germany“ auftritt. „Ich muss mich hier nicht integrieren, denn ich bin ja hier geboren“, sagt die 28-jährige Tochter türkischer Einwanderer. „Ich müsste mich eher integrieren, wenn ich woanders hingehe, zum Beispiel in die Türkei. Dort müsste ich eher lernen, wie ich mich zu verhalten habe.“
Grammy-Nominierung in zwei Ländern gefeiert
Ein weiterer Gesprächspartner von Regisseurin Şahin in „Kültür für Deutschland“ ist der Musiker, DJ und Starproduzent Mousse T., dessen Eltern bereits in der 1950er Jahren aus der Türkei nach Deutschland kamen. Auch der Arztsohn aus Hannover hat seine ganz eigenen Erfahrungen im Umgang mit den beiden Lebenswelten gesammelt. „Ich war fast 30 und wurde für den größten Musikpreis nominiert, den Grammy“, erzählt Mousse T. „Die türkische Presse hat geschrieben: ,Einer von uns ist nominiert!“. Und die deutsche Presse hat geschrieben: „Einer von uns ist nominiert!“. Und da habe ich irgendwie gemerkt: Alles klar, du sitzt so ein bisschen zwischen zwei Stühlen.“
Ebenfalls zu Wort kommen der Rapper Eko Fresh, die Berliner Club-Ikone und Musikproduzentin DJ Ipek, der Kabarettist und Moderator Serdar Somuncu, der Fotograf Sedat Mehder sowie die Intendantin des Maxim-Gorki-Theaters in Berlin, Shermin Langhoff.