18. Juli, 2023
0Musikindustrie im ersten Halbjahr mit Milliardenumsatz
Der Aufwärtstrend im Markt für physische und digitale Musikverkäufe scheint anzuhalten. Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des BVMI, konnte 6,6 Prozent Umsatzzuwachs in der Bilanz für das erste Halbjahr 2023 vermelden. Zudem äußerst er sich kritisch über die aktuelle Streaming-Debatte.
Im vergangenen Jahr lag der aus dem Verkauf von physischen Tonträgern, Streaming und Downloads generierte Umsatz der deutschen Musikindustrie erstmals seit 20 Jahren wieder bei über zwei Milliarden Euro. Die nun vorgelegte Bilanz des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI) für die ersten sechs Monate des laufenden Jahres deutet an, dass diese Marke auch 2023 wieder übertroffen werden könnte. Demnach betrug der Halbjahresumsatz diesmal 1,056 Milliarden Euro, während er im Vorjahreszeitraum laut BVMI noch knapp unter der Milliardengrenze bei 990 Milliarden Euro gelegen hatte. Der Zuwachs betrage somit 6,6 Prozent.
Mit einem Marktanteil von 82 Prozent dominiert der digitale Musikkonsum das Geschehen. Allein der Bereich Audio-Streaming macht demnach 75,7 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Dieser Bereich lege weiterhin zu, während das Download-Segment rückläufig sei, teilt der BVMI mit. Der Markt für physische Tonträger bewege sich „auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahreszeitraum“. Trotz weiterer Umsatzeinbußen sei die CD mit 11,2 Prozent Gesamtmarktanteil weiterhin das stärkste Medium in diesem Segment. Vinyl macht demnach nahezu unverändert sechs Prozent des Halbjahresumsatzes aus. In absoluten Zahlen habe die klassische Schallplatte aber einen „erneuten Wachstumsschub“ verzeichnet.
„Die Musikverkäufe in Deutschland entwickeln sich weiterhin positiv trotz der wirtschaftlich komplexen Gesamtsituation“, kommentiert Florian Drücke, der Vorstandsvorsitzende des BVMI. „Streaming ist dabei seit vielen Jahren bekanntermaßen der Treiber, der den Markt, den berühmten Kuchen, insgesamt wieder deutlich vergrößert hat, was letztlich allen Beteiligten zugutekommt, den Unternehmen wie den Künstler:innen. Dieser Umstand wird in der aktuell unausgewogenen Debatte um den Streaming-Markt leider ignoriert.“
Der Weg in den Musikmarkt stehe heute „buchstäblich jedem Menschen mit einem funktionierenden Internetzugang offen“, führt Drücke aus. „Künstlerinnen und Künstler können frei wählen, ob und wenn ja, welche Partnerschaft und Services sie in Anspruch nehmen, entsprechend modular und hochindividuell sind die Kooperationen zwischen Labels und Künstler:innen im Fall einer Zusammenarbeit. Zugleich sind unsere Mitgliedsfirmen diejenigen, die die Vorschüsse zahlen, die in den weit überwiegenden Fällen nicht wieder eingespielt werden. Auch dieses hohe unternehmerische Risiko gehört zur Auseinandersetzung mit den Branchenrealitäten und den Rollen der jeweiligen Partner:innen am Markt dazu.“