3. Mai, 2021
0Schroeder: „Ironie muss ein klares Ziel vor Augen haben“
Kabarettist Florian Schroeder ist der Gesprächsgast von Sandra Maischberger in der aktuellen Folge von „Maischberger. Der Podcast“. Dabei geht’s u.a. um die umstrittene Satire-Aktion #allesdichtmachen.
Die Video-Aktion #allesdichtmachen, mit der mehr als 50 Schauspielerinnen und Schauspieler vermeintlich satirisch u.a. gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung protestieren wollten, hat in der vergangenen Woche hohe Wellen geschlagen. Vor allem Jan Josef Liefers, der in seinem Kurzfilm Kritik an der Rolle der Medien geübt hatte, bekam bei zahlreichen Talkshow-Auftritten und in Zeitungsinterviews die Gelegenheit, den Sinn und Zweck der Initiative zu erklären und sich vom Applaus von Rechtsaußen zu distanzieren.
Auch in der TV-Talkshow „Maischberger. Die Woche“ im Ersten war Liefers ein Thema, auch wenn er gar nicht selbst als Gast beteiligt war – Entertainer Thomas Gottschalk brach eine Lanze für den Schauspieler. Moderatorin Sandra Maischberger geht nun in der aktuellen Ausgabe ihres Podcasts in der ARD-Audiothek auf die Debatte um #allesdichtmachen und insbesondere auf die satirische Qualität der Aktion ein.
Zu Gast bei „Maischberger. Der Podcast“ ist jemand, der sich in diesem Metier auskennt: Kabarettist und Parodist Florian Schroeder, der in den ARD-Programmen regelmäßig mit seiner „Florian Schroeder Satireshow“ zu sehen ist. „Ich fand es gar nicht geglückt. Ich fand, es war Ironie, die auf halber Strecke stehengeblieben ist. Ironie, egal in welcher Form sie daherkommt und mit wem sie sich beschäftigt, muss trotzdem ein klares Ziel vor Augen haben“, sagt Schroeder über den Großteil der Schauspieler-Videos. „Das fand ich eigentlich das Schlechte daran, dass sich da offenbar niemand Gedanken gemacht hat. Es sah aus wie eine Aktion nachts im Suff. Es wirkte unvorbereitet und unklar.“
Auch der besonders präsente Liefers ist konkretes Thema des Podcasts-Gesprächs. „Jan Josef Liefers hatte das Ziel, die Medien zu kritisieren. Das hat er getan. Es war aber wolkig, es war so neblig. Man wusste gar nicht: Was meint er denn?“, findet Schroeder. „Wenn er jetzt zehn Schlagzeilen genannt hätte von zehn Zeitungen und die alle gleich gewesen wären – aber das war ja gar nicht der Fall.“ Im „Zeit“-Interview mit Liefers habe dieser dann bekundet, dass er gar keine Medien mehr konsumiere. „Und genau so klang es eben auch. Selbst wenn man es Kunst nennt und Satire nennt, ist es einfach miserable Satire“, so Schroeder.
Allerdings hebt der Kabarettist auch ein Beispiel von #allesdichtmachen als gelungen hervor: den Kurzfilm des Schauspielers Martin Brambach. Dieser war in die Rolle eines besonders engagierten Verfechters der Hygieneregeln geschlüpft, der jeden Nicht-Maskenträger in nicht druckreifer Form beleidigt – natürlich im Zeichen der Solidarität. „Das fand ich ironisch, das fand ich gut, da war eine Fallhöhe, die auch immer wichtig ist. Klare Ironie, klar positioniert, damit kann man leben“, so das Fazit des Kabarettisten.
Jeden Samstag erscheint eine neue Folge der WDR-Produktion „Maischberger. Der Podcast“ in der ARD-Audiothek und auf weiteren gängigen Podcast-Plattformen. Sonntags um 14:00 Uhr ist die knapp einstündige Gesprächssendung auch im Radioprogramm von WDR 5 zu hören.