28. April, 2022
0„Rabiye Kurnaz“: Kino-Ereignis mit Meltem Kaptan
Am heutigen 28. April startet Andreas Dresens Tragikomödie „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ mit Hauptdarstellerin Meltem Kaptan in den deutschen Kinos. Bei der Berlinale wurde der Film mit zwei Silbernen Bären ausgezeichnet.
Ein junger, in Deutschland aufgewachsener Mann mit türkischer Staatsbürgerschaft reist im Oktober 2001 nach Pakistan, gerät in Afghanistan in Gefangenschaft der US-Armee und landet schließlich in dem von den USA auf Kuba betriebenen Gefängnis von Guantanamo Bay. Diese wahre Geschichte hat zweifelsohne Potenzial für den Plot eines Kinofilms. Regisseur Andreas Dresen und Drehbuchautorin Laila Stieler erzählen sie – nur ganz anders als erwartet. Sie zeigen den Fall des Bremers Murat Kurnaz, der von 2002 bis 2006 ohne Anklage in Guantanamo festgehalten wurde, als Tragikomödie und aus der Sicht der Mutter. Und genau das macht „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ zu einem besonderen Film. Dass dabei Meltem Kaptan die Rolle der titelgebenden Bremer Hausfrau und Mutter übernommen hat, macht das Ganze zu einem wahrhaftigen Ereignis.
Überzeugende Melange aus Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit
Der Film, der ab dem heutigen Donnerstag, den 28. April offiziell in den Kinos läuft, feierte im Februar Weltpremiere bei der Berlinale und wurde dort gleich zweifach ausgezeichnet: Silberne Bären gab‘s für Hauptdarstellerin Kaptan und Drehbuchautorin Stieler. Hinzu kamen weitere Preise beim Filmfestival Türkei Deutschland in Nürnberg. Anfang des Monats eröffnete die Produktion zudem das renommierte Istanbul Film Festival. Das Geheimnis des Erfolges: die überzeugende Melange aus Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit, aus Drama und Komödie, mit der die unfassbare Geschichte des Murat Kurnaz nicht als tristes Gefängnisdrama, sondern aus der Perspektive der Mutter überraschend vielschichtig und humorvoll erzählt wird. Das ist ganz einfach großes Kino.
Rabiye Kurnaz‘ Geschichte habe sie tief berührt, so Meltem Kaptan: „Sie ist eine Hausfrau aus Bremen, die mit allem, was sie hat, jahrelang für die Freilassung ihres Sohnes aus Guantanamo kämpft und dabei schier übermenschliche Kräfte entwickelt. Selbst zu einer Zeit, in der sie nicht einmal weiß, ob ihr Murat noch lebt.“ Seit sie das Drehbuch gelesen habe, sei sie von dieser Figur fasziniert gewesen, erinnert sich die Schauspielerin. „Es war einer dieser magischen Momente, in dem du weißt: Ich will diese Frau spielen! Komme was wolle!“
Dresen lobt „Verwandlungsschauspielerin“ Kaptan
„Meltem Kaptan, die Stand-up-Comedienne ist und noch keine Hauptrolle in einem Film gespielt hat, berührte mich schon bei den ersten Probeaufnahmen“, so Andreas Dresen. „Obwohl sie selbst noch keine Kinder hat, möchte man eine wie sie zur Mutter haben. Eine Frau, die die Welt umarmt und nach vorn stürmt. Eine Löwin!“ Für Dresen ist Kaptan eine „Verwandlungsschauspielerin“. „Mal ist sie laut und voller Wucht, dann wieder total durchlässig, dass man das offene Herz schlagen sieht“, konstatiert er. Das könne man sich handwerklich nicht erarbeiten, man habe es oder eben nicht. „Meltem besitzt zudem ein sehr gutes Gefühl für Timing beim Adaptieren des Textes und der Figur.“ Und er fügt hinzu: „Im Realen ist sie ganz anders als Rabiye.“
Kurz zusammengefasst geht’s in „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ auf der Basis wahrer Begebenheiten um eine türkische Hausfrau, die von ihrem Reihenhaus in Bremen aus um die Freilassung ihres Sohnes kämpft und plötzlich mit der großen Weltpolitik konfrontiert wird. Dabei landet sie schließlich vor den Supreme Court in Washington. Unterstützung erhält sie von dem Menschenrechtsanwalt Bernhard Docke, kongenial gespielt von Alexander Scheer, der ihr im Laufe der Zeit ein Freund wird.
Foto © Luna Zscharnt/Pandora Film